Der See ist über die Ufer getreten und hat ein Drittel der Stadt überschwemmt. Aufgedunsene Tierleiber treiben in der schmutzigen Brühe, die mittlerweile bis zum Rathaus von Tixtla reicht. Über eine Woche nach Beginn der heftigen Unwetter geht in der mexikanischen Kleinstadt die Angst vor Krankheiten um.
«Wir fürchten, dass von einem Moment auf den anderen eine Epidemie ausbricht. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus und überall ist Wasser», sagt zum Beispiel Rosa Icela Robles. Auf der Flucht vor den Fluten musste sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem vierjährigen Sohn ihr Haus verlassen und Schutz in einer Notunterkunft suchen.
Zunächst habe sie gedacht, dass es sich um ein gewöhnliches Unwetter handele, sagt Robles. «Aber als wir gemerkt haben, dass es nicht aufhört zu regnen und dass das Wasser schon bis zur Tür des Hauses gekommen war, haben wir das bisschen, was wir haben, zusammengerafft und sind in die Notunterkunft gegangen.»
Seit Anfang der vergangenen Woche waren die Hurrikans «Ingrid» und «Manuel» über den Osten und Westen des Landes hinweggezogen und hatten schwere Schäden angerichtet. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 139. Im Süden des Landes dauern die Regenfälle noch immer an.
Tixtla im Bundesstaat Guerrero im Südwesten des Landes ist eine der am stärksten von Tropensturm «Manuel» betroffenen Gemeinden. Als die Laguna Negra am Ortsrand über die Ufer trat, wurden 200 Häuser überschwemmt. Zahlreiche Tiere wurden von den Wassermassen mitgerissen und ertranken. Das grünliche Wasser stinkt nach Verwesung. Sie hätten bereits die Kadaver von 20 Schweinen und 15 Kühen aus den Fluten gezogen, sagt Bürgermeister Gustavo Alcaraz. Die Rettungskräfte raten den Bewohnern allerdings davon ab, die toten Tiere auf eigene Faust zu bergen. Wenn die Kadaver dabei aufreißen, steige die Seuchengefahr, sagen sie.
Die Behörden haben Ärzte und Sanitäter in die Katastrophengebiete geschickt, aus denen in den vergangenen Tagen vermehrt Infektionen, Durchfallerkrankungen, Hautausschläge und Pilzbefall gemeldet wurden. «Wir bemühen uns jetzt um die Prävention von Krankheiten, die nach Überschwemmungen dieser Größenordnung häufig auftreten», sagt Gesundheitsministerin Mercedes Juan. «Zum Glück gibt es bis jetzt noch keinen größeren Ausbruch von Krankheiten.»
Allerdings sind vor allem in Guerrero viele Dörfer noch immer von der Außenwelt abgeschnitten. Wo der tagelange Regen die Straßen unpassierbar gemacht hat, werden zudem langsam die Lebensmittel knapp. In der Region La Montaña sind schon lange keine Lieferungen mehr angekommen. Bereits vor den Unwettern waren die Menschen dort arm, jetzt wird die Lage lebensbedrohlich.
«In den Dörfern herrscht Verzweiflung, weil es nichts zu essen gibt», sagt Abel Barrera Hernández von der Menschenrechtsorganisation Montaña Tlachinolla. Auch in Xolapa zwischen dem Badeort Acapulco und der Provinzhauptstadt Chilpancingo ist bislang keine Hilfe angekommen. Noch könnten sie von den Mais- und Bohnenvorräten zehren, sagt Dorfbewohnerin Minerva Ríos. «Aber wir wissen nicht, wie lange sie noch reichen. Die Leute sind verzweifelt und wissen nicht, was passieren wird.»
dpa - Bild: Mario Vazquez (afp)