Bei einem Selbstmordanschlag auf eine christliche Kirche in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar sind am Sonntag mehr als 70 Menschen getötet worden. Rund 130 Menschen seien bei dem Doppelanschlag verletzt worden, sagte der diensthabende Arzt im Leady Reading Hospital, Iftikhar Ali. Nach Angaben der Polizei sprengten sich zwei Selbstmordattentäter am Ende des Sonntagsgottesdienstes vor der Kirche in die Luft.
Der Polizeichef der örtlichen Polizeistation, Muhammed Noor, sagte, in der Kirche sei gerade das Abschlussgebet gebetet worden. Auf dem Kirchenhof habe zu dem Zeitpunkt bereits die Verteilung von Essen begonnen gehabt. Dort hätten die beiden Attentäter die Gemeindemitglieder angegriffen. Ali sagte, unter den Toten seien sechs Frauen und drei Kinder.
Mindestens 600 Gläubige auf Kirchenareal versammelt
Ein Augenzeuge sagte dem Sender Geo TV, mindestens 600 Gläubige seien zu dem Zeitpunkt auf dem Kirchenareal versammelt gewesen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Nach Polizeiangaben trug jeder der beiden Attentäter sechs Kilo Sprengstoff bei sich. Im Nordwesten Pakistans verüben Taliban-Gruppen regelmäßig Anschläge.
Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Es sei gegen die Lehren des Islam und aller Religionen, Unschuldige anzugreifen, hieß es in einer Mitteilung. "Terroristen haben keine Religion." Sharif versucht seit seiner Amtsübernahme im Juni, Gespräche mit den pakistanischen Taliban (TTP) in die Wege zu leiten. Bislang sind diese Versuche erfolglos geblieben.
Christen in Pakistan klagen besonders im Zusammenhang mit den international umstrittenen Blasphemiegesetzen des Landes über Diskriminierung. Gezielte Angriffe auf Angehörige der Minderheit oder auf Kirchen sind aber - gemessen an der sonst in Pakistan vorherrschenden Gewalt - verhältnismäßig selten. Nicht-Muslime - darunter fallen neben Christen beispielsweise auch Hindus - stellen weniger als fünf Prozent der rund 180 Millionen Pakistaner.
dpa/rkr/sd - Bild: A. Majeed (afp)