In der Jerusalemer Altstadt besuchte er die heiligen Stätten von Juden und Muslimen. An der Klagemauer, der wichtigsten religiösen Stätte der Juden, verharrte er lange in stillem Gebet und steckte der Tradition gemäß einen Zettel in die Wand. Als erster Papst hatte er zuvor unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen den Felsendom auf dem Tempelberg besichtigt und dem Großmufti von Jerusalem einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. In Israel herrscht vorwiegend Enttäuschung über die gestrige Rede von Benedikt in Jad Vaschem. Er war dabei nicht auf die Rolle der Kirche bei der Judenvernichtung eingegangen. Der Holocaust-Überlebende und Rabbiner von Tel Aviv, Lau, sagte, es sei eine historische Stunde versäumt worden. Anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. habe Benedikt hinsichtlich der jüdischen Opfer nicht das Wort «ermordet» verwendet, sondern nur von «getötet» gesprochen. Vatikan-Sprecher Lombardi stellte sich vehement hinter Benedikt. Dieser wolle nicht immer dieselben Dinge wiederholen und habe gleich nach der Ankunft in Israel klar gegen Antisemitismus und den Holocaust mit sechs Millionen Toten Stellung bezogen, erläuterte Lombardi.
dpa/mh