Bei einem Blutbad in einem Kommandozentrum der US-Marine in der Hauptstadt Washington sind am Montag mehrere Menschen ums Leben gekommen. Ein Tatverdächtiger sei getötet worden, sagte die Polizeichefin der Stadt, Cathy Lanier. Zudem wurde nach zwei weiteren möglichen Schützen gesucht.
Präsident Barack Obama forderte eine nahtlose Aufklärung. Bürgermeister Vincent Gray sprach von einem "schrecklichen Vorfall". Zur Zahl der Toten wollte er zunächst keine genaue Angaben machen. Die "Washington Post" meldete sieben Tote. Das Tatmotiv war zunächst völlig unklar.
Die Schießerei habe sich am Morgen (Ortszeit) in dem schwer bewachten Gebäude 197 auf dem Marine-Areal ereignet, sagte Gray. Es habe sich wohl um ein "isoliertes Ereignis" gehandelt. In dem Kommandokomplex arbeiten rund 3000 Menschen.
Erhöhte Sicherheitsstufe
Die Gegend, in der sich viele Wohnhäuser befinden, wurde weiträumig abgesperrt, Busse umgeleitet und Schulen besonders geschützt. Der Flughafen der Stadt setzte den Flugverkehr vorübergehend aus, nahm ihn aber später wieder auf. Die Bundespolizei FBI wurde zum Tatort gerufen. Helikopter kreisten über dem betroffenen Gelände. Für den zwei Kilometer entfernten Kongress sowie das Pentagon galt eine erhöhte Sicherheitsstufe.
Obama und Verteidigungsminister Chuck Hagel wurden laufend über die Lage unterrichtet. "Jeder hier im Verteidigungsministerium ist traurig über den Vorfall", sagte Pentagon-Sprecher George Little. Es gebe keine spezifische Bedrohung anderer Militäreinrichtungen. Dennoch sei die Sicherheitsstufe "als Vorsichtsmaßnahme" erhöht worden.
Der Präsident beklagte, dass in den USA erneut Menschen bei einer Massenschießerei getötet wurden. "Es war eine Schießerei, die auf unser Militär- und Zivilpersonal abzielte", sagte er. "Sie sind Patrioten und sie kennen die Gefahr, in Übersee zu dienen, aber heute trat ihnen die unglaubliche Gewalt entgegen, die sie hier zu Hause nicht erwartet hätten", sagte Obama. Es werde alles getan, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Mehr als zwei Jahrhunderte alte Küstenanlage der Marine
Der Navy Yard ist eine mehr als zwei Jahrhunderte alte Küstenanlage der Marine am Anacostia River und diente einst als Waffenfabrik und Werft. Heute beherbergt das Gelände verschiedene Kommando- und Verwaltungsstellen, darunter das Büro des Admiralstabschef der Navy und ein Militärgericht. Das Areal befindet sich etwa zwei Kilometer südöstlich des Kapitols und wird umgeben von einem Wohngebiet und einem Baseballstadion.
In den USA weckte der Vorfall Erinnerungen an den Amoklauf auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas. Dort erschoss im November 2009 der muslimische US-Militärpsychiater Nidal Hasan 13 Menschen, viele weitere wurden verletzt. Der 43-Jährige wurde dafür im vergangenen Monat von einer Militärjury zum Tode verurteilt. Es gab aber zunächst keine Hinweise, dass beide Fälle vergleichbar sind.
dpa/mh - Bild: Alex Wong/Getty Images (afp)