Das ostafrikanische Ruanda hat am Montag ein neues Parlament gewählt. Fast 20 Jahre nach dem Völkermord waren in dem Land insgesamt knapp sechs Millionen Bürger zu den Urnen gerufen. Acht Parteien stellten sich zur Wahl, jedoch gehören die meisten davon einer Koalition unter der Regierungspartei Ruandische Patriotische Front (RPF) von Präsident Paul Kagame an. Beobachter erwarten, dass die RPF klar das Rennen machen wird.
"Die Regierungspartei hat keine Herausforderer, weil es keine wirkliche Opposition gibt. Das ist ein Problem für unsere Demokratie», sagte der Chef der oppositionellen "Democratic Green Party», die nicht an der Abstimmung teilnahm.
Das ruandische Parlament hat 80 Sitze. 53 davon werden durch direkte Wahl, die übrigen 27 am Dienstag und Mittwoch durch indirekte Wahl an Frauen, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen vergeben. Landesweit gab es 15.500 Wahllokale, an denen sich teilweise lange Schlangen bildeten. Die Wahlbeteiligung in Ruanda ist traditionell sehr hoch. Zwischenfälle wurden zunächst nicht gemeldet. Ein Ergebnis soll in den nächsten Tagen vorliegen.
Kagame, der seit 2000 an der Macht ist, gilt einerseits als sehr fortschrittlicher, moderner Staatschef. Er hatte dem gebeutelten Land nach dem Völkermord von 1994 mit 800.000 Toten zu politischer Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung verholfen. Kritiker werfen ihm andererseits aber seit langem vor, die Opposition zu unterdrücken und undemokratisch zu regieren. Bei der vorangegangenen Parlamentswahl 2008 war keine einzige Oppositionspartei angetreten.
dpa/jp - Bild: Tony Karumba (afp)