Das Europaparlament will die Nutzung von Biokraftstoffen begrenzen. Künftig soll der Anteil von herkömmlichen Ökotreibstoffen am Gesamtsprit im EU-Verkehr maximal sechs Prozent betragen. Das beschloss das Straßburger Parlament am Mittwoch. Derzeit liegt der Anteil schon bei knapp fünf Prozent.
Der konventionelle Biosprit aus Raps oder Soja ist umstritten, weil durch den Anbau der Pflanzen Flächen für Nahrungsmittel wegfallen. Für neue Felder werden vor allem in Entwicklungsländern Wälder gerodet, was schlecht fürs Klima ist. Dieses Problem ist bekannt als indirekte Landnutzungsänderung (englischer Begriff: Iluc).
Mit dem Votum des Parlaments deutet sich an, dass ursprüngliche Gesetzespläne der EU-Kommission abgeschwächt werden. Die Brüsseler Behörde hatte 2012 eine Obergrenze von fünf Prozent vorgeschlagen.
Der Rat als Vertretung der EU-Staaten sieht die Pläne des Parlaments kritisch. Wie von Diplomaten verlautet, peilt eine große Mehrheit der Staaten eine Obergrenze von sieben Prozent an. Besonders osteuropäische Staaten wie Polen fürchten um wirtschaftliche Einbußen. Agrarvertreter warnen vor dem Verlust von Arbeitsplätzen, wenn sich die Biodiesel-Produktion nicht mehr lohnt.
Auch in einem zweiten Teil der Reform wählte das Europaparlament einen Mittelweg zwischen Umwelt- und Agrarinteressen. So sollen die Folgen der indirekten Landnutzungsänderung zwar in die CO2-Bilanz von Biosprit eingerechnet werden, dies aber erst ab 2020. Durch die Einrechnung könnte vor allem Biodiesel nicht mehr für Klimaschutzziele angerechnet werden. Die neuen Regeln sollen ein Schub für neue Formen von Biosprit sein, etwa aus Stroh oder Algen.
Christdemokraten reagierten erleichtert auf das Plenarvotum, aus dem linken Parteienspektrum kam hingegen Kopfschütteln. Ähnlich missmutig äußerten sich Umweltschützer. Der Reformkurs sei viel zu zaghaft.
Nun müssen die EU-Staaten ihre Sicht auf die Reform festlegen und sich anschließend mit dem Parlament einigen. Das dürfte dauern. Es ist fraglich, ob das Gesetzgebungsvorhaben bis zur Europawahl im Mai 2014 abgeschlossen werden kann.
dpa/okr - Illustrationsbild: Dirk Waem (belga)