Mittlerweile befördert der internationale Hochgeschwindigkeitszug Thalys fast sieben Millionen Passagiere im Jahr zwischen Paris, Brüssel, Amsterdam und Köln. Das Streckennetz wurde vor kurzem auf das deutsche Ruhrgebiet erweitert. Jetzt soll die Struktur von Thalys grundlegend geändert werden. Nicht mehr nur ein Tochterunternehmen der belgischen und französischen Bahn soll Thalys sein, sondern ein eigener Konzern. Bis 2015 wollen sich SNCB und SNCF Zeit geben, dann soll das neue Unternehmen stehen.
Der Kunde wird am Ende davon profitieren, erklärt Thalys-Geschäftsführer Franck Gervais. Die Qualität wird noch besser, weil die Entscheidungswege kürzer sind. Die Züge, die Strecken, der Unterhalt, das Personal: Alles soll künftig vom Thalys-Sitz in Brüssel aus verwaltet werden und nicht mehr die langen Wege über die vier Länder gehen.
In ein paar Wochen sollen die Verhandlungen mit den Gewerkschaften beginnen. Dabei geht es um die Modalitäten für die Übernahme des Personals. Die Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen, sagt Ingried Nuelant, die beigeordnete Geschäftsführerin von Thalys. Das Personal behält sein Statut, so Nuelant. Statt für SNCB und SNCF wird es künftig für Thalys arbeiten. In Deutschland und den Niederlanden ändert sich gar nichts. Deutsche und niederländische Bahn fungieren weiter als Partner.
Thalys geht es gut
Knapp 18 Jahre nach der Erstfahrt geht es dem Unternehmen gut. Thalys hat am Dienstag in Brüssel seine Halbjahreszahlen vorgelegt. Beim Umsatz und bei den Reisenden beträgt die Steigerung gut ein Prozent. Dieses Jahr will das Unternehmen 6,7 Millionen Passagiere befördern. Das wäre ein neuer Rekord. Während die Zahlen auf der Hauptstrecke Brüssel-Paris krisenbedingt leicht zurückgehen, wachsen vor allem die Verbindungen nach Deutschland. Seit kurzem steuert der Thalys neben Aachen und Köln auch Düsseldorf und Essen an.
Das Ruhrgebiet ist ein wichtiger Wirtschaftsraum, zwischen Deutschland und Frankreich wird zudem viel Handel betrieben, sagt Franck Gervais. Zwischen Paris und Köln verkehren fünf Thalys-Züge pro Tag. Fahrzeit: Drei Stunden und 15 Minuten. Die Strecke Paris-Düsseldorf legt der Thalys drei Mal am Tag in drei Stunden 45 Minuten zurück.
Die Deutsche Bahn hat sich übrigens aus dem Thalys-Geschäft zurückgezogen, ist nur noch stiller Teilhaber.
Am stärksten ist der Zuwachs jedoch auf der Strecke Brüssel-Amsterdam. Das hat mit der Pannenserie und dem Wegfall der Fyra-Hochgeschwindigkeitszüge zu tun. Wegen der großen Nachfrage soll das Angebot zwischen den Benelux-Metropolen ab Oktober deutlich erweitert werden. Ab Oktober werden zwei zusätzliche Thalys-Züge in jede Richtung eingesetzt, ab Dezember sogar drei Züge mehr pro Tag zwischen Brüssel und Amsterdam. Macht 12.000 zusätzliche Plätze pro Woche, so Nuelant.
Archivbild: belga