Ein Terroranschlag auf Ägyptens Innenminister Mohammed Ibrahim hat die Auseinandersetzung zwischen den Islamisten und der Staatsmacht verschärft. Bei der Bombendetonation neben dem Fahrzeugkonvoi des Ministers starb am Donnerstag ein Polizist. Die Behörden zählten insgesamt 73 Verletzte. Darunter sind eine britische Passantin und zehn Polizisten. Der Minister selbst blieb unversehrt. Er sagte: "Dies ist der Beginn einer Terrorwelle."
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Beobachter vermuteten jedoch einen Zusammenhang zwischen dem Attentat und der Festnahme des Anführers der Al-Kaida-Terroristen auf der Sinai-Halbinsel, Adel Habara, am vergangenen Wochenende.
Einige Details zum Tathergang blieben auch Stunden nach der Explosion noch unklar. Nach Angaben aus dem Innenministerium explodierten am Vormittag in der Nähe des Hauses des Ministers im Stadtteil Nasr-City kurz hintereinander mehrere Sprengsätze, als sich Ibrahim auf den Weg ins Ministerium machte. Er wurde von einer Wagenkolonne mit Leibwächtern begleitet. Die Wucht der Explosion zerstörte vier Fahrzeuge und die Fassaden mehrerer Häuser.
Berichte, wonach ein Sprengsatz aus einem Mietshaus auf die Wagenkolonne geworfen worden war, wurden von offizieller Seite nicht bestätigt. Unklar blieb auch, ob am Tatort tatsächlich Gliedmaßen gefunden wurden, die von einem Selbstmordattentäter stammen könnten.
Sprengstoffanschläge sind in Kairo selten. In Al-Arisch, der Hauptstadt der Unruheprovinz Nord-Sinai, erschossen Unbekannte am Donnerstag jeodoch aus einem fahrenden Auto heraus einen Polizisten.
Seit der Entmachtung von Präsident Mohammed Mursi durch die Armee Anfang Juli kommt es in Ägypten immer wieder zu Anschlägen und zu Protestaktionen, die von Gewalt begleitet sind. Die meisten führenden Mitglieder der Muslimbruderschaft, als deren Kandidat Mursi 2012 gewählt worden war, sitzen inzwischen im Gefängnis. Man wirft ihnen vor, sie hätten zu Gewalt gegen politische Gegner und die Polizei aufgerufen. Die Muslimbruderschaft behauptet dagegen, ihr Protest sei bislang nur friedlich gewesen, und sieht die Verantwortung für die jüngsten Unruhen bei der Polizei und den "Putschisten".
dpa/est - Bild: Gianluigi Guercia (afp)