Die UN-Inspekteure werden Syrien nach den Worten von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Samstagmorgen verlassen. Am Freitag sollten die Untersuchungen noch weiterlaufen, sagte Ban am Donnerstag im Wiener Rathaus. Die Chemiewaffen-Experten würden ihm Bericht erstatten, sobald sie Syrien verlassen hätten.
Die Inspekteure der Vereinten Nationen setzten am Donnerstag ihre Suche nach Spuren von Giftgas im Umland der syrischen Hauptstadt Damaskus fort. Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad meldeten, das Team sei erneut in die Ortschaft Samalka im Bezirk Al-Ghuta Al-Scharkija gefahren, wo es schon am Vortag Untersuchungen vorgenommen hatte. Die Experten hätten noch weitere Proben von Überlebenden nehmen wollen, hieß es.
Ban sagte, er habe am Mittwoch mit US-Präsident Barack Obama gesprochen. Es sei unter anderem darum gegangen, wie man die Untersuchungen beschleunigen könnte. "Ich habe auch meinem ernsthaften Wunsch Ausdruck verliehen, dass das Untersuchungsteam seine Arbeit fortsetzen kann", sagte Ban. Er habe Obama versichert, dass die Inspekteure alle Ergebnisse mit der Staatengemeinschaft teilen würden.
Die syrische Opposition forderte die Inspekteure auf, ihren Bericht möglichst bald vorzulegen. Die Nationale Syrische Koalition erklärte am Donnerstag in Istanbul, die Experten sollten "die Wahrheit schneller ans Tageslicht bringen und der ganzen Welt präsentieren".
Hollande will "politische Lösung"
Frankreichs Präsident François Hollande hat sich erneut für eine "angemessene Reaktion" der internationalen Gemeinschaft gegen die "Eskalation der Gewalt" in Syrien ausgesprochen. Gleichzeitig sieht der Staatschef nach eigenen Worten vom Donnerstag in Paris auch die Notwendigkeit für eine "politische Lösung". Diese sei erst möglich, wenn die Opposition eine Alternative "mit der notwendigen Kraft" zur syrischen Armee sei, sagte Hollande nach einem Treffen mit dem Chef der oppositionellen Nationalen Syrischen Koalition, Ahmed Assi al-Dscharba.
Der Staatschef bekräftigte erneut die Unterstützung für die Koalition. Am Donnerstag sprach Hollande von humanitärer und materieller Hilfe. Zuvor hatte er auch militärische Unterstützung angekündigt, ohne dies näher zu präzisieren.
Al-Dscharba sagte zu mutmaßlichen Giftgasangriffen des Regimes: "Dieses Verbrechen darf nicht ungestraft bleiben." Syrische Rebellen beschuldigen die Regierung, bei einem Bombardement in der Nähe von Damaskus Hunderte Menschen mit Giftgas getötet zu haben. Das Regime bestreitet das und beschuldigt umgekehrt die Rebellen. UN-Chemiewaffeninspekteure gehen den Vorwürfen im Land nach.
Papst und Jordaniens König für Dialog und Verhandlungen in Syrien
Papst Franziskus und Jordaniens König Abdullah II. haben sich in dem zugespitzten Konflikt um Syrien für Dialog und Verhandlungen stark gemacht. Unterstützt von der internationalen Gemeinschaft müssten alle Gruppen der syrischen Gesellschaft daran beteiligt werden, denn dies sei der einzige Weg aus dem Konflikt. Das hielten Franziskus und der König am Donnerstag in einer Privataudienz fest, an der auch Königin Rania teilnahm. Franziskus hat bereits mehrfach eindringlich eine friedliche Lösung für Syrien verlangt.
Jordanien hat Hunderttausende syrische Flüchtlinge aufgenommen. In der Audienz wurde auch der israelisch-palästinensische Konflikt und die Lage in Nahost allgemein erörtert, wie der Vatikan mitteilte.
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dpa/rkr - Bild: Dieter Nagl (afp)