An Dutzenden Schleusen in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen ist die Berufsschifffahrt am Dienstag abermals zum Erliegen gekommen. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) aufs Neue zum Streik aufgerufen. Hintergrund des Arbeitskampfes ist ein geplanter Umbau der stark regional verankerten Behörde. Die Reform könnte nach Befürchtungen der Gewerkschaft schlimmstenfalls jeden vierten der bundesweit rund 12.000 Arbeitsplätze kosten.
Die Beschäftigten wollen erreichen, dass die deutsche Regierung einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung vereinbart. Betriebsbedingte Kündigungen und Versetzungen sollen zudem ausgeschlossen werden. Die WSV betreibt nach eigenen Angaben deutschlandweit 450 Schleusen, 290 Wehre, vier Schiffshebewerke, 15 Kanalbrücken und zwei Talsperren. Zudem ist sie für Tausende Wegweiser am und auf dem Wasser zuständig.
Nach Angaben des Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice (Elwis) gab es am Vormittag an wichtigen Nadelöhren Verzögerungen und Sperren. Eine WSV-Sprecherin berichtete von ersten merklichen Einschränkungen. "Wie es sich genau auswirkt, wissen wir noch nicht."
In Nordrhein-Westfalen lag der Schwerpunkt laut WSV auf den Kanälen im Ruhrgebiet. Verdi-Fachbereichsleiterin Regina Stein sagte zur Lage in Niedersachsen und Bremen: "Ich gehe davon aus, dass der Berufsverkehr zum Erliegen gekommen ist. Genaue Rückmeldungen habe ich aber noch nicht." Allein dort seien 600 Kollegen im Ausstand.
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt hatte den Streik in der Vergangenheit als unangemessen hart kritisiert. Pro Streiktag müsse ein Schiff 1500 bis 2000 Euro Einbußen in Kauf nehmen. Verdi kündigte an, von Mittwochfrüh an auch in Rheinland-Pfalz zu streiken.
dpa/cd