Im Prozess um die Weitergabe streng geheimer Dokumente an Wikileaks haben die Ankläger 60 Jahre Haft für den bereits schuldig gesprochenen Informanten Bradley Manning gefordert. Die Verteidigung bat dagegen um Milde, ohne eine spezielle Strafe zu empfehlen. Manning sei jung und verdiene eine Chance zur Rehabilitation, sagte Anwalt David Coombs nach Angaben der "New York Times".
Die Plädoyers am Montag (Ortszeit) im Militärverfahren in Fort Meade (US-Staat Maryland) bildeten den Abschluss einer 13-tägigen Anhörung über das Strafmaß. Festgesetzt wird es von einer einzelnen Richterin, Denise Lind. Sie hatte den 25-jährigen Manning zuvor unter anderem der Spionage und des Geheimnisverrats schuldig gesprochen. Die Höchststrafe liegt bei 90 Jahren. Die Entscheidung könnte bereits in den nächsten Tagen fallen.
Manning hatte während seiner Zeit als Geheimdienst-Analyst beim US-Heer im Irak Hunderttausende geheime Papiere an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben. Am Mittwoch vergangener Woche hatte er sich vor Gericht für den Verrat entschuldigt.
Idealistischer, wenn auch naiver junger Mann
Coombs charakterisierte Manning als einen idealistischen, wenn auch naiven jungen Mann, dem die Chance auf ein normales Leben nicht verweigert werden dürfe. Dies umso mehr, als sich herausgestellt habe, dass die Weitergabe der Informationen keinen langfristigen Schaden für die Sicherheit der USA angerichtet habe.
Das von der Anklage geforderte Strafmaß würde bedeuten, dass Manning auch dann noch Jahre im Gefängnis vor sich hätte, wenn die weitergebenen Unterlagen längst zur Veröffentlichung freigegeben worden seien, gab Coombs zu bedenken.
Anklagevertreter Joe Morrow argumentierte laut der "New York Times" dagegen, Manning habe sich "ernster Verbrechen" schuldig gemacht. "Er hat Verrat an den Vereinigten Staaten begangen, und wegen dieses Verrats verdient er, den größten Teil seines restlichen Lebens in Gewahrsam zu verbringen."
dpa/cd - Bild: Mandel Ngan (afp)