Die ägyptischen Muslimbrüder haben eine ursprünglich für diesen Sonntag geplante Kundgebung auf dem Roxy-Platz in Kairo abgesagt. Die Protestaktion müsse "aus Sicherheitsgründen" ausfallen, teilte die Partei der Islamisten-Bewegung mit. Auf den Dächern der umliegenden Häuser seien "Schläger und Scharfschützen" gesichtet worden.
In den vergangenen Tagen hatte es mehrfach Angriffe wütender Bürger auf Demonstrationszüge der Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi gegeben. Ägypter, die in der Umgebung des Roxy-Platzes wohnen, berichteten im Kurznachrichtendienst "Twitter", sie hätten keine Angehörigen der Sicherheitskräfte in dem Viertel gesehen.
Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit betonte, alle anderen Märsche in Kairo und eine Kundgebung vor dem Verfassungsgericht fänden wie geplant statt.
In der Provinz Al-Buheira kam es zu Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern von Ex-Präsident Mohammed Mursi. Nach Informationen des Nachrichtenportals youm7 wurden zahlreiche Menschen verletzt, als Anwohner einen Demonstrationszug der Muslimbrüder in der Kleinstadt Etai al-Barud angriffen.
Armeechef ruft Muslimbrüder zur Umkehr auf
Der ägyptische Armeechef, General Abdelfattah al-Sisi, hat unterdessen die Muslimbrüdern aufgefordert, ihren Protest aufzugeben. Stattdessen sollten sie sich wieder am politischen Prozess zu beteiligen. Gleichzeitig drohte der neue starke Mann am Nil, die Sicherheitskräfte würden nicht schweigend zuschauen, wie die Entwicklung des Landes von den Anhängern des Ex-Präsidenten Mohammed Mursi sabotiert werde.
"Ägypten hat Platz für alle", sagte Al-Sisi am Sonntag bei einem Krisentreffen in Kairo, an dem auch Innenminister Mohammed Ibrahim teilnahm. "Ich rufe Euch auf, eure Position noch einmal zu überdenken", fügte er hinzu. Gleichzeitig betonte der General: "Derjenige, der glaubt, er könne den Staat und die Ägypter in die Knie zwingen, muss seine Einschätzung korrigieren."
dpa/mh - Bild: Gianluigi Guercia (afp)