In Ägypten sind die Freitagsgebete zu Ende gegangen. Im ganzen Land haben die Demonstrationen der Muslimbrüder begonnen, die zu einem "Freitag der Wut" aufgerufen haben. Die Sicherheitskräfte wurde aufgefordert, jeden Protest niederzuschlagen. Dazu sind sie offiziell angewiesen worden, scharfe Munition zu verwenden.
In einer Erklärung des Innenministeriums hieß es, der Anlass dafür seien "Terrorattacken der Organisation der Muslimbrüder auf verschiedene Einrichtungen von Regierung und Polizei in mehreren Provinzen". Damit solle verhindert werden, dass öffentliche Gebäude in Brand gesetzt und Waffen aus Polizeistationen gestohlen werden.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kam es auch heute wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. In Ismailija seien vier Menschen ums Leben gekommen, heißt es. Dutzende Verletzte gab es demnach in der Provinzstadt Tanta.
Am Mittwoch hatte die Polizei zwei Protestlager der Islamisten in Kairo gestürmt. Schwer bewaffnete Polizisten und Militärs waren mit Bulldozern angerollt und hatten den Protest zerschlagen. Dabei und während der anschließenden Unruhen in mehreren Provinzen starben mindestens 638 Menschen.
Nach Angaben lokaler Medien kam es in einigen Moscheen nach dem Freitagsgebet zu heftigen Wortgefechten zwischen Gläubigen, die verschiedenen politischen Lagern angehören. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich an der Bahnlinie, die den äußersten Nordwesten Ägyptens mit Alexandria und Kairo verbindet. Saboteure hätten Sprengsätze gezündet. Verletzt worden sei niemand, berichtet die Zeitung "Al Watan" auf ihrer Internetseite.
Reisewarnungen
Zahlreiche Länder haben derweil eine Reisewarnung für Ägypten ausgerufen. Auch Belgien rät inzwischen von Reisen nach ganz Ägypten ab - auch in die bislang noch ruhigen Ferienregionen am Roten Meer und am Golf von Akaba. Bislang wurde "nur" von Reisen nach Kairo und in Regionen im Nildelta abgeraten.
Als erster europäischer Staat hatte Deutschland am Freitag seine Reisehinweise für Ägypten verschärft und auf das ganze Land ausgedehnt. Insgesamt sei die weitere Entwicklung in dem Land „unvorhersehbar“, hieß es zur Begründung.
Das US-Außenministerium hatte alle US-Staatsbürger in Ägypten am Donnerstagabend zum Verlassen des Landes aufgerufen.
dpa/ard/sd - Bild: Khaled Kamel (afp)