Zwei Tage nach der blutigen Räumung der Protestlager der Islamisten droht Ägypten neue Gewalt: Anhänger der radikalen Islamisten-Vereinigung Dschihad wollen am Freitag gemeinsam mit den Muslimbrüdern gegen die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung protestieren.
Von den Islamisten seien unter dem Motto «Freitag des Zorns» friedliche Kundgebungen geplant, aber niemand könne garantieren, dass es nicht auch zu Gewalt und Brandanschlägen komme, sagte der Generalsekretär der Islamischen Partei, Mohammed Abu Samra.
Die Demonstrationen sollen an allen Moscheen der Hauptstadt beginnen und zum zentral gelegenen Ramses-Platz führen. Das Innenministerium hat die Polizei angewiesen, bei Angriffen auf öffentliche Gebäude mit scharfer Munition zu schießen.
Der UN-Sicherheitsrat hat die Konfliktparteien in Ägypten aufgerufen, sich zurückzuhalten und die Gewalt zu stoppen. In einer Sondersitzung erklärte das Gremium, es müsse Schluss sein mit den Aggressionen und dem Blutvergießen.
Allein vorgestern waren aktuellen Zahlen zufolge bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Muslimbrüdern landesweit mehr als 630 Menschen ums Leben gekommen.
EU-Regierungen suchen gemeinsame Haltung
Die Regierungen der 28 EU-Staaten wollen möglichst rasch eine gemeinsame politische Haltung zur Krise in Ägypten finden. Über ein mögliches Sondertreffen der EU-Außenminister werde voraussichtlich Anfang der kommenden Woche entschieden, sagten EU-Diplomaten am Freitag in Brüssel.
Das Politische und Sicherheitspolitische Komitee (PSK), in dem die Botschafter der EU-Regierungen vertreten sind, wurde für Montag nach Brüssel einberufen. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton teilte mit, bei den Beratungen der Regierungsvertreter gehe es um eine Koordinierung der Positionen der EU und ihrer Mitglieder sowie um "mögliches Handeln".
Nach der bisherigen EU-Terminplanung würden sich die EU-Außenminister erst wieder am 6./7. September in Vilnius (Litauen) treffen. Mehrere Minister haben jedoch deutlich gemacht, dass sie raschere Beratungen wünschen.
dpa/br/mh - Bild: Mosaab El-Shamy (afp)