Die Zahl der Toten bei den Unruhen in Ägypten ist neuen offiziellen Angaben zufolge auf 522 gestiegen. Das teilte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Mohammed Fathalla, mit.
289 der Opfer seien bei der Räumung von zwei Protestlagern der Islamisten in der Hauptstadt Kairo ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten liegt bei rund 4.000. Die Anhänger Murisis gehen von deutlich mehr als 2.000 Todesopfern aus.
Bei den Kämpfen setzte die Polizei zunächst Tränengas ein. Die Islamisten gingen mit Steinen und Flaschen auf Sicherheitskräfte los, später wurde von beiden Seiten scharf geschossen.
Nobelpreisträger ElBaradei legte aus Protest gegen das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte sein Amt als Vizepräsident nieder. Ägyptens Übergangs-Ministerpräsident al-Beblawi sagte im Staatsfernsehen, die Räumung der Camps sei alternativlos gewesen. Der Staat sei zum Handeln gezwungen gewesen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Der Minister sagte, bei der Räumung der Lager seien zahlreiche Waffen sichergestellt worden.
In der Nacht ist es in Ägypten weitgehend ruhig geblieben. Seit Mittwoch Abend gilt der Notstand und nachts eine Ausgangssperre, neue Protestversammlungen sind nicht gestattet. Trotzdem wollen die ägyptischen Muslimbrüder ihre Proteste Freitag fortsetzen.
Westen beunruhigt - UN-Sitzung gefordert
Die USA und die Europäische Union verurteilten die Gewalt in Ägypten aufs Schärfste. US-Außenminister Kerry hat das Land zu einem politischen Neuanfang aufgerufen. Militär und Übergangsregierung müssten weiteres Blutvergießen verhindern.
Der türkische Ministerpräsident Erdogan fordert eine Sitzung des Weltsicherheitsrates. Den ägyptischen Sicherheitskräften wirft er vor, beim Räumen der Protestcamps in Kairo ein Massaker begangen zu haben. Erdogan sagte, wenn der Westen nun keine entschiedenen Schritte unternehme, werde die Demokratie weltweit in Frage gestellt.
Belgien hat seine Botschaft in Kairo geschlossen. Reiseveranstalter haben ihr Ägyptenprogramm bislang noch nicht angepasst. Touristen sollen jedoch die Regionen um Kairo und Luxor meiden.
dpa/okr - Bild: Mosaab El-Shamy (afp)