Bei einer Großdemonstration in Tunesien haben erneut Tausende Menschen den Rücktritt der von Islamisten dominierten Regierung gefordert. Die Gegner der Ennahda-Partei versammelten sich am Dienstagabend vor dem Parlamentsgebäude in einem Vorort der Hauptstadt. Dort gibt es seit mehreren Wochen einen Sitzstreik gegen die Regierung.
Die im Parlamentsgebäude tagende verfassunggebende Versammlung hat ihre Tätigkeit wegen der politischen Krise im Land mittlerweile ausgesetzt. Die Abgeordneten sollten mit ihrer Arbeit eigentlich die Grundlage für Neuwahlen legen.
Anlass der Großdemonstration war der nationale Frauentag in Tunesien. Zu ihm hatte auch die Ennahda zu einer Kundgebung aufgerufen. Die Demonstration der Islamisten fiel allerdings deutlich kleiner aus. Die Zahl der Regierungsgegner wurde auf mindestens 15 000 geschätzt, die der Ennahda-Anhänger auf höchstens 2000.
Auslöser der neuen Spannungen zwischen Opposition und Regierung in Tunis war der am 25. Juli vermutlich von islamistischen Extremisten verübte Mord an dem Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi. Tunesien gilt als Mutterland des Arabischen Frühlings. Die Entwicklung dort galt lange Zeit als vorbildlich.
dpa/jp - Bild: Fethi Belaid (afp)