Einen Tag nach der Stichwahl um das Präsidentenamt im westafrikanischen Mali hat Ex-Finanzminister Soumaila Cissé am Montagabend seine Niederlage eingestanden. Obwohl das offizielle Ergebnis noch aussteht, lag der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim Boubacar Keita bei der Auszählung offenbar uneinholbar vorne. "Ich bin zu ihm gegangen, um ihm zu gratulieren und ihm viel Glück zu wünschen", sagte Cissé dem französischen Sender RFI. Keita zeigte sich im Fernsehsender Africable überglücklich. "Ich bin noch immer voller Emotionen", sagte er und sprach gleichzeitig die schweren Aufgaben an, die ihn als Staatschef erwarteten. "Unser Land ist nicht leicht", betonte Keita. Dennoch "wird alles gehen".
Keitas Sprecher Mamadou Camara bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass Cissé Keita in dessen Haus besucht habe. "Du bist mein großer Bruder, und es ist die Pflicht des kleinen Bruders, in das Haus des Älteren zu gehen und ihm zum Sieg zu gratulieren", soll Cissé erklärt haben. Im Fernsehen erklärte Cissé später, er habe sich mit dem Besuch und der Gratulation zum "schönen Sieg" an "malische Traditionen" gehalten.
Keita (68) hatte bereits im ersten Wahlgang fast 40 Prozent der Stimmen erhalten und galt als klarer Favorit bei der Stichwahl. Beobachter der Auszählung hatten bereits am Morgen erklärt, dass Keita auch bei der Stichwahl einen großen Vorsprung errungen habe.
Abstimmung "glaubwürdig und transparent" verlaufen
Die Afrikanische Union, die Wahlbeobachter entsandt hatte, teilte am Nachmittag mit, die Abstimmung sei "glaubwürdig und transparent" verlaufen. Gleichzeitig wurden die Verantwortlichen aufgefordert, die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen für die Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses einzuhalten. Dieses muss spätestens fünf Tage nach der Wahl öffentlich gemacht werden.
Keita hatte sich schon im Vorfeld der Stichwahl siegessicher gezeigt und erklärt, er habe die Unterstützung der meisten unterlegenen Kandidaten. Insgesamt waren in der ersten Runde 27 Bewerber angetreten. Cissé wurden nur Außenseiterchancen eingeräumt. Beide Kandidaten hatten angekündigt, das Ergebnis auch bei einer Niederlage akzeptieren zu wollen. Die Stichwahl verlief ohne größere Zwischenfälle. Der Chef der EU-Wahlbeobachtermission, Louis Michel, erklärte, es gebe nichts Zweifelhaftes oder Verdächtiges zu vermelden, die Abstimmung sei ruhig verlaufen.
Eineinhalb Jahre nach einem Militärputsch warten auf den neuen Präsidenten riesige Aufgaben. Denn nachdem der Norden zeitweise von Islamisten und Separatisten besetzt war, muss die Region ganz neu aufgebaut werden. Erst ein Eingreifen französischer und afrikanischer Soldaten im Januar hatte die Gewaltherrschaft beendet. Außerdem muss der Staatschef Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und fehlende Infrastruktur angehen.
Frankreich lobt sich nach Wahlen in Mali
Frankreichs Staatschef François Hollande hat die erfolgreich beendete Präsidentenwahl in Mali als positives Ergebnis seiner Interventionspolitik bezeichnet. "Was sich seit dem französischen Eingreifen am 11. Januar 2013 ereignet hat (...), ist ein Erfolg für Frieden und Demokratie", ließ er am Dienstag mitteilen. Nach der Wahl von Ibrahim Boubacar Keita zum neuen Präsidenten müsse nun alles dafür getan werden, den Übergang erfolgreich zu Ende zu bringen.
Nach Angaben aus dem Élysée-Palast will Hollande zu der für September geplanten Amtseinführung Keitas reisen. Der Präsident habe bereits mit dem Wahlsieger telefoniert und ihm gratuliert, hieß es. Hollande habe Keita versichert, dass Frankreich auch in Zukunft an der Seite des westafrikanischen Landes stehen werde.
Einheiten aus Frankreich kämpfen seit Januar dieses Jahres mit Unterstützung afrikanischer Truppen gegen islamistische Rebellen im Norden Malis. Am 1. Juli hat zudem die UN-Friedensmission Minusma ihren Einsatz dort begonnen. Bis Dezember könnte die Blauhelmtruppe nach Einschätzung des UN-Sicherheitsrats ihre volle Stärke von 11 200 militärischen und 1440 zivilen Kräften erreicht haben.
EU-Kommissionschef Barroso gratuliert neuem Präsidenten Malis
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat dem frisch gewählten malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita gratuliert. "Die sehr hohe Beteiligung an dieser Wahl hat den Willen des malischen Volkes gezeigt, sein Schicksal wieder in die eigene Hand zu nehmen", erklärte Barroso in einer an Keita adressierten Glückwunschnote, die am Dienstag in Brüssel veröffentlicht wurde. Das Land kämpft eineinhalb Jahre nach einem Militärputsch weiterhin mit Problemen wie Arbeitslosigkeit, Armut und fehlender Infrastruktur.
Die Wähler erhofften sich von Keita eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung und die Wiederherstellung der nationalen Einheit, betonte Barroso. Dafür müssten die nächsten Parlamentswahlen organisiert und Friedensverhandlungen wie auch nationaler Dialog fortgesetzt werden. "Im Übrigen wird dauerhafter Frieden in Mali die Wiederbelebung der Entwicklung und eine völlige Wiederherstellung der staatlichen Autorität auf dem gesamten Territorium erfordern", schrieb Barroso.
Auch Außenminister Didier Reynders hat am Dienstag dem Sieger der Präsidentenwahl in Mali zu seinem Erfolg gratuliert. Der neue Präsident Ibrahim Boubacar Keita werde bei den Bemühungen des Landes für Frieden und Demokratie auf die Unterstützung zahlreicher internationaler Partner und auch Belgiens zählen können. Reynders lobte auch die Haltung des Wahlverlierers Soumaila Cissé, der den Sieg seines Rivalen anerkannt habe.
dpa/dradio/jp - Bild: Georges Gobet (afp)