Die für innere Sicherheit zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström hat Malta zur sofortigen Aufnahme von 102 schiffbrüchigen Migranten aufgefordert. "Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es die humanitäre Pflicht der maltesischen Stellen, diese Personen an Land gehen zu lassen", heißt es in einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Seit Sonntag wird das Schiff mit den Migranten nicht in maltesische Gewässer gelassen.
Kurz nach der Ermahnung aus Brüssel teilte die Regierung in Valletta mit, das maltesische Militär habe Ärzte an Bord geschickt und bringe Nahrung und Wasser zu den Flüchtlingen. Aus medizinischer Sicht sei es nicht notwendig, dass Migranten von Bord gebracht werden müssten, stellten die Militärärzte den Angaben zufolge fest.
Malta verhindert mit Kriegsschiffen, dass ein liberianischer Frachter die im Mittelmeer geretteten Menschen im Hafen Valletta absetzen kann. Die Regierung argumentiert, die Flüchtlinge seien sicher an Bord des Frachters und in internationalen Gewässern. Das Schiff sei von italienischer Seite abgewiesen worden und habe dann Kurs auf Malta genommen, hatten maltesische Medien berichtet.
In Malmströms Erklärung hieß es hingegen, der Kapitän des Frachters habe die 102 Migranten auf See aufgenommen, damit seine Pflicht getan und anschließend die Fahrt zu seinem Zielhafen in Malta fortgesetzt. Unter den Geretteten befänden sich vier schwangere Frauen, eine verletzte Frau und ein fünf Monate altes Baby. "Es ist jetzt vor allem wichtig, das Leben der aufgenommenen Personen zu retten." Die Rechtslage könne später geklärt werden.
Knapp 1000 afrikanische Flüchtlinge kamen allein im Monat Juli in Malta an. Diese Rekordzahl brachte Regierungschef Joseph Muscat dazu, sofortige EU-Notstandshilfe für deren Betreuung zu beantragen.
dpa/sd - Bild: Matthew Mirabelli (afp)