Tausende Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben ihre Proteste fortgesetzt. Die Demonstration seien weitgehend friedlich geblieben, berichteten Medien in der Nacht zum Samstag.
In einem Stadtteil am Rand von Kairo kam es am Abend zu Zusammenstößen. Wie das staatliche ägyptische Fernsehen berichtete, setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein. Zwei Polizisten seien verletzt worden. Es habe mehr als 30 Festnahmen gegeben.
Die Islamisten fordern die Wiedereinsetzung von Präsident Mursi, der am 3. Juli von der Armee abgesetzt worden war und an einem geheimen Ort inhaftiert ist. Außerdem demonstrieren sie gegen die geplante Räumung ihrer Protestlager.
Die Islamisten protestierten bei sengender Hitze und trotz des islamischen Fastengebots, das ihnen tagsüber das Trinken verbietet, nach dem Freitagsgebet gegen Mursis Entmachtung. In der Hauptstadt Kairo marschierten die Mursi-Anhänger durch mehrere Stadtviertel. Auch aus anderen Städten wurden Demonstrationszüge gemeldet.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte vor einem Blutbad. Die ägyptische Regierung sollte alle Planungen für eine gewaltsame Auflösung der Demonstrationen der Islamisten stoppen. Sie sollte mit allen auftauchenden Problem friedlich umgehen. Die Behörden sollten das Recht aller für friedliche Versammlungen respektieren.
Kerry löst Entsetzen bei Islamisten aus
Unterdessen bemühte sich US-Außenminister John Kerry nach seiner Äußerung über die Entmachtung Mursis um Klarstellung. "Alle beteiligten Parteien sind dafür verantwortlich, gemeinsam auf eine friedliche Lösung hinzuarbeiten", sagte der Chefdiplomat laut einer Mitteilung vom Freitag. "Das letzte, was wir wollen, ist mehr Gewalt."
Zuvor hatte Kerry im Interview mit dem pakistanischen Fernsehsender GEO TV gesagt, die Armee sei beim Vorgehen gegen die Islamisten-Regierung von Millionen zum Eingreifen aufgefordert worden und habe "die Demokratie wiederhergestellt". Mit diesen deutlichen Worten hatte Kerry bei den Islamisten Entsetzen ausgelöst.
Der ägyptische Vizepräsident Mohammed ElBaradei sagte der "Washington Post", er hoffe auf eine Aussöhnung. Der Muslimbruderschaft müsse klar gemacht werden, dass Mursi versagt habe. Das solle aber nicht heißen, dass die Bruderschaft in irgendeiner Weise ausgeschlossen werden sollte. Sie sollte weiterhin Teil des politischen Prozesses sein und auch an der Ausarbeitung der neuen Verfassung mitarbeiten. "Ich hoffe, die Bruderschaft versteht, dass die Zeit nicht für sie arbeitet", sagte ElBaradei.
dpa/fs - Bild: Fayez Nureldine (afp)