In Ägypten sind bei den schwersten Auseinandersetzungen mit Islamisten seit dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi mindestens 80 Menschen getötet worden. Die islamistische Muslimbruderschaft, aus deren Reihen Mursi kommt, sprach von weit über 100 Toten in Kairo.
Die Eskalation der Gewalt, bei der auch mindestens 800 Menschen verletzt wurden, löste im Ausland Befürchtungen vor einem Bürgerkrieg am Nil aus. Am Wochenende war ein Ultimatum des Militärs an die Islamisten abgelaufen, sich am sogenannten Versöhnungsprozess zu beteiligen.
Nach den Zusammenstößen der Islamisten mit Sicherheitskräften am Samstag zählten die Islamisten nach eigenen Angaben weit über 100 Tote und 4000 Verletzte. Beide Seiten machten sich gegenseitig für das Blutvergießen verantwortlich.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtete, dass am Samstag viele der Opfer durch Schüsse auf Kopf oder Brust getötet worden seien. Dies sei auf Videos zu sehen und zudem von Augenzeugen bestätigt worden. Im Protest-Camp der Mursi-Anhänger in der Vorstadt Nasr City harrten auch am Sonntagvormittag noch Tausende aus.
Zu den schlimmsten Zusammenstößen seit dem vom Militär verübten Staatsstreich am 3. Juli kam es, nachdem sich Demonstranten aus dem Protest-Camp auf den Weg gemacht hatten, um eine Stadtautobahn zu blockieren. Einheiten der Bereitschaftspolizei stellten sich ihnen in den Weg. Nach Augenzeugenberichten schossen die Sicherheitskräfte zunächst mit Tränengasgranaten, dann mit scharfer Munition auf die Islamisten. Ob unter den Demonstranten auch Bewaffnete waren, war nicht klar.
Innenminister Mohammed Ibrahim sagte auf einer Pressekonferenz in Kairo, dass 50 Polizisten verletzt wurden, zwei von ihnen schwer. Ibrahim stellte eine baldige Räumung der islamistischen Protestlager in Aussicht.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte das Blutvergießen und rief die Übergangsregierung auf, "den Schutz aller Ägypter sicherzustellen". Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte einen sofortigen Gewaltverzicht. US-Außenminister John Kerry brachte in einem Telefonat mit Übergangsvizepräsident Mohammed ElBaradei die "tiefe Besorgnis" der USA zum Ausdruck.
dpa/rkr - Bild: Fayez Nureldine (afp)