In Ägypten sind bei den schweren Unruhen in der vergangenen Nacht offenbar weit mehr Menschen getötet worden als zunächst angenommen. Nach Angaben von Al Dschasira kamen 120 Menschen ums Leben. Mehr als 4000 wurden verletzt. Millionen Ägypter waren am Freitag auf die Straße gegangen, nachdem sowohl die Muslim-Bruderschaft als auch Armeechef Al-Sisi zu Massenkundgebungen aufgerufen hatten.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief zum Gewaltverzicht auf. "Sie ruft die verantwortlichen Übergangsauthoritäten auf, friedliche und geordnete Demonstrationen sicherzustellen", betonte Ashtons Sprecher in einer am Samstag in Brüssel veröffentlichten Mitteilung. "Es gibt keinen Platz für Hetzreden und andere Formen von Aufwiegelung", hieß es weiter.
Ashton stehe mit wichtigen Gesprächspartnern in Ägypten in ständiger Verbindung. Sie verweise auf frühere Forderungen nach der Freilassung aller politischen Gefangenen, den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und wichtige Berater eingeschlossen. "Die Ankündigung neuer Anschuldigungen zu diesem Zeitpunkt wird nicht zu dem konstruktiven Umfeld beitragen, das Ägypten jetzt braucht."
Mursi sitzt seit Freitag offiziell in Untersuchungshaft. Nach Berichten der Zeitung "Al-Ahram" will der Untersuchungsrichter ihn zu Verschwörungsvorwürfen befragen. Der Ex-Präsident werde beschuldigt, mit der palästinensischen Hamas-Bewegung "feindliche Handlungen" in Ägypten verabredet zu haben.
dpa/br/rkr - Bild: Florian Plaucheur (afp)