Rund 16 Monate nach dem Militärputsch in Mali sollen die Bürger des Wüstenstaates an diesem Sonntag einen neuen Präsidenten wählen. Kritiker halten das für zu früh, weil im Norden immer noch französische und afrikanische Truppen im Anti-Terror-Einsatz sind und Hunderttausende Malier als Flüchtlinge leben. Mit der Wahl wird die Hoffnung auf eine politische Stabilisierung verbunden.
Die französischen Interventionstruppen haben den weitläufigen Norden weitgehend aus der Hand radikaler Islamisten befreit, die nach dem Militärputsch dort die Macht ergriffen hatten. Doch separatistische Tuareg-Rebellen beherrschen weiterhin die Stadt Kidal und schüchtern dort die Bevölkerung ein. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen verweist darauf, dass auch viele Straßen rund um Timbuktu häufig von Banden angegriffen werden.
Offiziell gibt es in Mali 6,8 Millionen Wahlberechtigte. Jedoch rechnen Experten auch wegen der prekären Sicherheitslage mit einer sehr geringen Beteiligung. Hunderttausende Flüchtlinge haben zudem keine Wahlzettel erhalten. Die Organisatoren hoffen auf einen Rekordansturm auf die Urnen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Bevölkerung am Freitag auf, ihr demokratisches Recht wahrzunehmen.
Insgesamt 27 Kandidaten bewerben sich um das Präsidentenamt, darunter mehrere ehemalige Ministerpräsidenten. Die wohl bekanntesten unter ihnen sind der politische Veteran Ibrahim Boubacar Keita (68) und der Astrophysiker Cheick Modibo Diarra (61), der in der Übergangsregierung zeitweise als Regierungschef fungierte. Mit Aissata Haidara Cissé stellt sich auch eine Frau zur Wahl. Die Parlamentarierin hat vor allem die Frauenverbände des Landes hinter sich. Dioncounda Traoré, der seit April 2012 die Übergangsregierung geleitet hatte, tritt nicht an.
Ein offizielles Ergebnis wird am 2. August erwartet. Sollte kein Anwärter die absolute Mehrheit erzielen, wird es am 11. August eine Stichwahl geben. Die zunächst ebenfalls für Juli geplante Parlamentswahl wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
dpa/sh - Bild: Kenzo Tribouillard (afp)