Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind nach Medienberichten erneut mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Landesweit waren am Freitag Zehntausende auf die Straßen gegangen.
Die tödlichen Krawalle ereigneten sich am Abend in der Stadt Al-Mansura im Nildelta, wie die staatliche Zeitung "Al Ahram" in ihrer Onlineausgabe berichtete. Bei den Opfern habe es sich um eine Fau und ein Kind gehandelt. Sieben weitere Menschen wurden demzufolge verletzt, als Anhänger Mursis und Gegner des Islamisten mit Schusswaffen und Messern aufeinander losgingen.
Die größten Kundgebungen gab es in der Hauptstadt Kairo. Demonstranten beider Lager harrten dort auch am frühen Samstagmorgen noch aus. Zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es auch in Qina in Oberägypten. Dort setzte die Polizei laut "Al Ahram" Tränengas ein, um die verfeindeten Parteien auseinanderzuhalten.
Die Mursi-Unterstützer hielten bei ihren Kundgebungen vielfach Bilder des gestürzten Politikers hoch, riefen "Mursi ist unser Präsident!" und schrien Parolen gegen Armeekommandeur Abdel Fattah al-Sisi, der den Islamisten vor mehr als zwei Wochen entmachtet hatte.
Die größte Demonstration fand vor der Raba-al-Adawija-Moschee im Osten Kairos statt, wo die Muslimbruderschaft unmittelbar vor dem Sturz Mursis ein Protest-Camp eingerichtet hatte. Große Menschenmengen füllten auch im Westen Kairos den Platz vor der Universität. Gegner der Islamisten versammelten sich zur gleichen Zeit in weitaus kleinerer Zahl auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo.
Das Militär hatte angekündigt, die Sicherheitskräfte würden jeden Versuch, bei den Protesten Gewalt anzuwenden, mit aller Härte beantworten. In Kairo zeigte die Armee stärkere Präsenz als sonst. An manchen Stellen waren Panzer zu sehen. Truppen der Bereitschaftspolizei sicherten verstärkt den Präsidentenpalast und die Zugänge zum Tahrir-Platz. Kampfflugzeuge donnerten im Tiefflug über die Stadt.
Mursi war am 3. Juli nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft vom Militär gestürzt worden. Seitdem kamen bei Krawallen und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften Dutzende Menschen ums Leben. Das Militär setzte eine zivile Übergangsregierung ein, die das Land zu Neuwahlen in sechs Monaten führen soll. Mursi wird seit dem Umsturz an einem unbekannten Ort und ohne formelle Anklage festgehalten.
dpa/sh