In Brüssel gibt es neuen Streit um einen angeblichen Pro-Atom-Kurs der EU-Kommission. Stein des Anstoßes sind neue, bisher nicht gültige Regeln für staatliche Beihilfen beim Umweltschutz und für die Energiebranche. Die Grünen im Europaparlament teilten am Freitag mit, der Entwurf sehe Einschränkungen zur Förderung von erneuerbaren Energien vor und ermögliche Subventionen für den Neubau von Atomkraftwerken.
"Die EU-Kommission möchte in keiner Form zu Subventionen für Kernkraft ermuntern", konterte der Sprecher von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. "Es ist an den Mitgliedstaaten, ihren eigenen Energiemix festzulegen." Er reagierte damit auf Fragen zu einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag), wonach Mitgliedstaaten künftig leichter Unternehmen subventionieren können, die Atomkraftwerke bauen und betreiben.
Leitlinien für staatliche Beihilfen im Umweltschutz- und Energiesektor
Die EU-Wettbewerbsbehörde bereitet Leitlinien für staatliche Beihilfen im Umweltschutz- und Energiesektor vor. Diese sollen vom Herbst an mit den Mitgliedstaaten und anderen Beteiligten debattiert werden. "Die Frage, ob wir Regeln für diesen Sektor haben sollten, bleibt völlig offen", so der Sprecher. Derzeit gebe es keine Leitlinien für den Energiesektor.
Es gebe einige Mitgliedstaaten, die Atomkraft unterstützen wollten, so der Sprecher. Staatliche Beihilfen für den Nuklearsektor seien nicht verboten. "Die Kontrolle (der Kommission) von staatlichen Beihilfen wird völlig neutral bleiben im Hinblick auf Nuklearenergie." Für die Behörde sei die Förderung von erneuerbaren Energien "eine Priorität".
In dem internen Papier, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, sind Investitionen in die Atomkraft als ein Ziel vom Vertrag der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) von 1957 gedeckt. Die Kommission stelle deshalb eine Unterstützung nicht in Frage. In dem Papier wird unter anderem vorgeschlagen, dass Kosten für die Stilllegung oder die Abfallbehandlung grundsätzlich vom "Verschmutzer", also vom Besitzer von Atomanlagen, getragen werden müssten.
dpa/rkr - Bild: Thierry Charlier (afp)