Zwei Wochen nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi kommt Ägypten nicht zur Ruhe. Auf der Sinai-Halbinsel wurden in der Nacht zum Donnerstag drei Polizisten bei bewaffneten Übergriffen getötet. Die Muslimbruderschaft - aus der Mursi stammt - plant für diesen Freitag neue Massenproteste. Auch die Gegner der Islamisten wollen auf die Straße gehen.
Noch in den frühen Morgenstunden des Donnerstag waren Tausende Islamisten in mehreren Städten Ägyptens an Protesten beteiligt, berichtete der arabisch Nachrichtensender Al-Dschasira. Zuvor hatten die Mursi-Anhänger versucht, vor das Regierungsgebäude ziehen, wurden aber von Sicherheitskräften daran gehindert. Größere Ausschreitungen gab es nicht. Am Dienstag war die neue Übergangsregierung vereidigt worden. Die Islamisten lehnen diese aber ab und verlangen die Wiedereinsetzung Mursis, der am 3. Juli nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft vom Militär gestürzt worden war.
Treffen mit Catherine Ashton
Vertreter der Muslimbruderschaft waren am Mittwoch in Kairo auch mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton zusammengekommen und hatten von der EU eine Verurteilung des "Militärputsches" gegen die islamistische Regierung gefordert. Ashton hatte bei ihrem Ägyptenbesuch auch Übergangspräsidenten Adli Mansur, seinen Stellvertreter Mohammed ElBaradei und den mächtigen Armeekommandeur, General Abdel Fattah al-Sisi, getroffen. Dabei forderte sie nach eigenen Angaben auch die Freilassung Mursis und aller politischen Gefangenen. Mursi wird an einem unbekannten Ort festgehalten.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kam es derweil erneut zu Übergriffen mutmaßlicher Dschihadisten auf die Polizei. Demnach starb ein Sicherheitsbeamter bei einem Angriff auf eine Polizeistation in der Stadt Al-Arisch. Ein weiterer wurde den Angaben nach aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. Ein dritter Polizist kam ebenfalls bei einer bewaffneten Attacke auf eine weitere Polizeistation in der Region ums Leben. Seit dem Sturz Mursis hat sich die Zahl der Attentate auf dem Sinai stark erhöht. In dem unübersichtlichen Gelände tummeln sich islamistische Milizen und Schmugglerbanden.
dpa/est - Bild: Gianluigi Guercia (afp)