Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela ist an seinem 95. Geburtstag in aller Welt als großer Humanist und Versöhner gefeiert worden. Der schwer kranke Ex-Präsident müsse zwar noch im Krankenhaus bleiben, aber sein Gesundheitszustand habe sich weiter verbessert, berichtete das Präsidialamt am Donnerstag in Pretoria. "Die Ärzte haben bestätigt, dass sich sein Befinden ständig verbessert", sagte Präsident Jacob Zuma. Mandelas Tochter Zindzi sprach in einem Radiointerview sogar von "dramatischen Fortschritten". Die Familie hoffe, dass der 95-Jährige bald nach Hause zurückkehren könne.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin sowie die Regierungen Chinas und Frankreichs gratulierten dem Nationalhelden Südafrikas. "Sie haben Südafrika in eine neue Zeit geführt, indem Sie Freiheit, Frieden und Versöhnung in den Mittelpunkt Ihres politischen Handelns gestellt haben", heißt es im Schreiben Merkels. Mandela habe mit seinem Mut und der "Fähigkeit zur Vergebung ... der ganzen Welt ein einzigartiges Beispiel gelebter Menschlichkeit gegeben". Er sei "Maßstab und Inspiration" für alle, die in der Welt politische Verantwortung tragen.
Seine Familie sei tief bewegt vom Besuch auf der ehemaligen Gefangeneninsel Robben Island gewesen, wo Mandela viele Jahre lang inhaftiert war, sagte Obama laut einer Mitteilung des Weißen Hauses. Mandela stehe für den Aufbau eines demokratischen Südafrikas und sei untrennbar mit der modernen Geschichte Afrikas verbunden, betonte Putin in einem Schreiben.
Mandela habe einen "unbezwingbaren Willen", hob das Außenministerium in Peking hervor. "China sorgt sich um die Gesundheit von Herrn Mandela und wünscht ihm einen Triumph über seine Krankheit." Frankreichs Außenminister Laurent Fabius würdigte Mandela als einen Mann, "der den Menschen in Südafrika ihre Freiheit und ihre Würde wiedergegeben hat".
Südafrikas Präsident Zuma, der Mandela am Morgen im Krankenhaus besuchte, betonte: "Wir sind stolz, dass diese internationale Ikone einer von uns Südafrikanern ist." Er hoffe, die Südafrikaner würden seinen 95. Geburtstag zur größten Geburtstagsfeier machen, die es je gab. Am Morgen um 8:00 Uhr sangen Millionen Schulkinder im ganzen Land ein Geburtstagslied für den Vater der "Regenbogennation". Gleichzeitig sendeten Radio- und Fernsehstationen einen Mandela-Geburtstagssong.
Veranstaltungen und Konzerte
Weltweit wurde Mandela mit Veranstaltungen und Konzerte geehrt. Bei einer Mandela-Sondersitzung der UN-Vollversammlung in New York wurden auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und der Sänger Harry Belafonte erwartet. Millionen Menschen in aller Welt wollen sich am "Internationalen Nelson-Mandela-Tag" der UN 67 Minuten lang sozial engagieren - denn 67 Jahre war Mandela politisch aktiv. 27 Jahre davon saß er wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheidsystem im Gefängnis. In Südafrika beteiligten sich Millionen Menschen an solchen Aktionen zugunsten von Armen, Kranken, Kindern, Alten oder Behinderten. In zahlreichen Städten der USA gab es Aktionen zum Mandela-Tag.
Im nächtlichen Paris, wo Mandela Ehrenbürger ist, erstrahlte der Eiffelturm in den Farben der südafrikanischen Flagge. Mit einem kostenlosen Open-Air-Konzert wollte das Philharmonische Orchester KwaZulu-Natal am Abend vor rund 3000 Zuhörern 67 ausgewählte Minuten einer Mandela-Oper präsentieren.
In einer Bettlerkolonie am Rand der südindischen Metropole Bangalore waren am Donnerstag kostenlose Haarschnitte zu haben. Ein gelernter Friseur, der auch einen lokalen Nelson-Mandela-Fanclub leitet, hat aus Nächstenliebe mehrere Bettler ausgebildet. Alle zusammen verschenkten sie nun an Mandelas Geburtstag Dutzende neue Haarschnitte.
dpa/sh - Bild: Stephane de Sakutin (afp)