Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi und der Polizei sind in Kairo mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Weitere 261 seien verletzt worden, teilte der Ambulanzdienst am Dienstag mit. Heftige Kritik an der Übergangsregierung äußerte auch die türkische Regierung. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte in einem Gremium seiner konservativ-islamischen Regierungspartei AKP: «Unser Präsident ist Mursi.» Ein Sprecher des ägyptischen Außenministeriums zeigte sich darüber «äußerst irritiert».
Zehntausende Anhänger der Muslimbruderschaft, aus der Mursi stammt, waren in der Nacht zum Dienstag in Kairo und anderen Städten des Landes auf die Straße gegangen. Starke Polizeiaufgebote verhinderten in der Hauptstadt, dass die Islamisten wichtige Verkehrsnotenpunkte besetzten. An mehreren Orten kam es zu Zusammenstößen. Alle sieben Todesopfer waren Mursi-Anhänger. Allein vor der Universität Kairo starben vier von ihnen. Seit dem Sturz Mursis Anfang Juli war es immer wieder zu Straßenschlachten mit zahlreichen Toten gekommen.
Die spektakulärsten Auseinandersetzungen spielten sich in der Nacht auf Dienstag im Umkreis der 6.Oktober-Brücke ab, wie die Tageszeitung «Al-Ahram» berichtete. Mursi-Anhänger hatten die Brücke, die über den Nil führt, mit Lastwagen und brennenden Autoreifen blockiert. Die Polizei ging mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Diese warfen Steine gegen die Sicherheitskräfte. Noch vor Mitternacht war die Brücke geräumt und wieder für den Verkehr geöffnet, wie ein dpa-Reporter vor Ort notierte. Mehr als 400 Personen wurden nach Medienangaben festgenommen.
Irritationen
In Kairo sorgten weitere Aussagen türkischer Spitzenpolitiker für Irritationen. Wie die türkische Zeitung «Aksam» am Dienstag berichtete, habe Regierungschef Erdogan eine Begegnung mit dem ägyptischen Interims-Vizepräsidenten Mohammed ElBaradei abgelehnt. Mit einem solchen Treffen wolle die vom Militär gestützte Übergangsregierung in Kairo Legitimität erlangen, habe er in einem Gremium der AKP gesagt.
Staatspräsident Abdullah Gül verlangte in einem Gespräch mit dem ägyptischen Botschafter die sofortige Freilassung Mursis. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo wies am Dienstag die Äußerungen aus Ankara zurück. Dabei handle es sich um eine «offene Einmischung in die inneren Angelegenheiten Ägyptens». Sie stelle den «Willen des Volkes» infrage, das «in Millionenstärke auf die Straße ging und seine legitimen Rechte zurückforderte», bevor das Militär Mursi absetzte.
dpa- Bild: Gianluigi Guercia (afp)