Im spektakulären US-Prozess um den erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin ist der Todesschütze freigesprochen worden. Die Geschworenen in dem Verfahren in Sanford im US-Staat Florida befanden den Angeklagten George Zimmerman in allen Punkten für nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung hätte dem 29-Jährigen lebenslange Haft gedroht. In der Jury saßen sechs Frauen, unter ihnen fünf weiße. Die Gerichtsentscheidung am späten Samstagabend (Ortszeit) löste heftige Proteste aus, aber auch Aufrufe zu Ruhe und Besonnenheit.
«Herr Zimmerman, ich habe das Urteil unterschrieben, das die Entscheidung der Jury bestätigt. Ihre Kaution wird aufgehoben. Ihre GPS-Überwachung wird abgeschaltet, wenn Sie den Gerichtssaal hier verlassen. Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht», sagte die Richterin Deborah Nelson. Zimmerman zeigte kaum Reaktionen auf das Urteil.
Die Tötung des mit einer Kapuzenjacke gekleideten Teenagers hatte in den USA und international für Schlagzeilen gesorgt. Große TV-Sender berichteten tagelang live aus dem Gerichtssaal. Immer wieder war in Medien von möglicherweise rassistischen Motiven die Rede: Zimmerman ist ein Latino und hatte den 17-jährigen Teenager im Februar 2012 erschossen, als er für eine Bürgerwehr auf Patrouille war. Zimmerman und seine Verteidiger beriefen sich auf Notwehr.
Die afroamerikanische Organisation NAACP verlangte weitere Ermittlungen. «Wir fordern das Justizministerium zu einer Untersuchung über die Verletzung der Bürgerrechte von Trayvon Martin auf», teilte die NAACP mit. Der Anwalt der Familie Martin, Benjamin Crump, teilte mit, alle seien tief betrübt über die Gerichtsentscheidung. Die Familie sei untröstlich. Zugleich bedankten sich die Eltern Sybrina Fulton und Tracy Martin bei allen Menschen rund um den Globus, die ihnen in den vergangenen 17 Monaten geholfen hätten. Trayvons Eltern waren laut CNN während der Urteilsverkündung nicht im Gerichtssaal, twitterten aber danach, ihre Herzen seien gebrochen, ihre Liebe zu ihrem Sohn aber unerschütterlich.
Die Verteidigung zeigte sich erleichtert über den Freispruch. «Ich bin sehr, sehr glücklich mit dem Ergebnis», sagte Anwalt Mark O'Mara. Zugleich äußerten Verteidigung und Angehörige Zimmermans, sie fürchteten um dessen Sicherheit. «Er wird sich für den Rest seines Lebens vorsehen müssen», sagte Bruder Robert Zimmerman. «Ich denke, er hat mehr Grund denn je zu denken, dass Menschen ihn töten wollen, denn das äußern sie immer wieder, jeden Tag, auf meinem Twitter-Feed im Internet», sagte Robert Zimmerman CNN. George Zimmerman hatte einem Bericht der «New York Times» zufolge schon in den vergangenen Monaten die Öffentlichkeit gemieden und außerhalb des Gerichtssaals eine kugelsichere Weste getragen.
Beide Seiten riefen zu Ruhe und Besonnenheit auf. Ähnliche Appelle lancierten mehrere Organisationen schon im Vorfeld der Entscheidung. Amerikanische Prominente wie die Schauspielerin Mia Farrow und Sportstars reagierten geschockt.
dpa/sh