Das Explosionsunglück von Ostkanada mit mehr als einem Dutzend Toten ist offiziell zum Kriminalfall geworden. Die Polizei ermittele, ob die Entgleisung der mehr als 70 Kesselwagen am frühen Samstagmorgen einen kriminellen Hintergrund habe, bestätigte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Details wollte er nicht nennen, für Terrorismus gebe es allerdings keine Hinweise. Die Zahl der Opfer in Lac-Mégantic stieg unterdessen auf 15 Tote. Etwa drei Dutzend Menschen werden noch vermisst.
Bei dem Unglück waren am Morgen um ein Uhr die mit Rohöl beladenen Kesselwagen einen Berg hinabgerollt und mitten in der Kleinstadt entgleist und explodiert. Mehrere Detonationen mit gewaltigen Feuerbällen hatten Lac-Mégantic erschüttert. Etwa 30 Gebäude wurden völlig zerstört. 2000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die meisten konnten zwar Anfang der Woche wieder zurückkehren, 600 mussten auch am Mittwoch noch bei Freunden oder in Notunterkünften ausharren.
Nun freigegebene Polizeibilder zeigen, dass die Formulierung "wie in einem Kriegsgebiet" keine Floskel ist. Die Gegend zwischen Bahngleis und See, einst ein Kneipenviertel, ist eingeebnet. Die Fotos zeigen Autowracks, völlig zerstört und ausgebrannt. Häuser sind einfach weg, nur noch ein Haufen Steine und verkohlter Holzbalken, von denen als einziges noch der gemauerte Schornstein steht. Direkt an der Unglücksstelle liegen Dutzende Waggonachsen wie auf einem Schrottplatz, daneben die umgeworfenen Kesselwagen, die eingedellt sind, als wären sie Blechdosen. Und immer wieder sind Feuerwehrleute zu sehen, völlig erschöpft vom 24-Stunden-Einsatz in der kanadischen Provinz.
dpa/cd - Bild: ho/afp