Fast drei Monate nach dem Terroranschlag in Boston war der mutmaßliche Bombenleger Dschochar Zarnajew am Mittwoch erstmals vor Gericht geladen. Es sollte sein erster Auftritt in der Öffentlichkeit seit seiner Festnahme werden. Nach Verlesung der Anklage sollte Zarnajew die Möglichkeit haben, sich im bevorstehenden Prozess als schuldig oder nicht schuldig zu erklären.
Bei der Explosion starben ein achtjähriger Junge, eine 29 Jahre alte Frau und eine chinesische Studentin. Zarnajews Bruder Tamerlan - der zweite Tatverdächtige - kam bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben.
Die Anklageschrift ist lang. In insgesamt 30 Punkten wird Dschochar Zarnajew unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, der am 15. April zum Tod von drei Menschen geführt und Dutzende verletzt habe. Außerdem muss er sich wegen Tötung eines Polizeibeamten verantworten. Weitere Punkte sind Verschwörung, die Nutzung von Feuerwaffen, Fahrzeugentführung, Sachbeschädigung und vielfache Körperverletzung.
Über 260 Verletzte
Mehr als 260 Menschen wurden verletzt, als während des traditionsreichen Marathons in der US-Ostküstenstadt zwei Sprengsätze zündeten. Hunderttausende waren in die Metropole gekommen, um den Wettlauf zu beobachten. Was auf den Anschlag folgte, war eine spektakuläre Verfolgungsjagd mit mehr als 1000 Fahndern. Selbst Auszubildende der Polizeischule waren Teil des riesigen Aufgebots, berichtete der "Boston Globe" online am Dienstag (Ortszeit).
Weil Zarnajew im US-Bundesstaat Massachusetts nach Bundesrecht angeklagt wurde, könnte ihm die Todesstrafe drohen, obwohl Massachusetts sie nicht erlaubt. Rechtsexperten vermuten aber, dass sich Ankläger und Verteidiger vorab auf lebenslange Haft einigen - im Gegenzug zu einer umfassenden Aussage des Angeklagten über die genauen Hintergründe der Tat.
Das tragische Ereignis soll auch verfilmt werden. Die Drehbuchautoren Eric Johnson und Paul Tamasy ("The Fighter") sicherten sich die Rechte an einem 2014 erscheinenden Buch über den Anschlag namens "Boston Strong", wie das Film-Portal "Deadline" am Dienstag (Ortszeit) berichtete.
dpa/rkr - Archivbild: Spencer Platt (afp)