In Israel werden voraussichtlich bald auch ultraorthodoxe Juden Dienst an der Waffe leisten müssen. Das Kabinett unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu billigte am Sonntag einen entsprechenden Gesetzentwurf. Er sieht vor, dass pro Jahr nur noch 1800 Studenten in jüdischen Religionsschulen von der Wehrpflicht ausgenommen werden. Die Knesset, das israelische Parlament, muss dem Entwurf noch zustimmen.
Finanzminister Jair Lapid sprach von einem historischen Tag. "Nach 65 Jahren beenden wir endlich diese Verzerrung. Wir sind alle sehr aufgeregt", sagte er Journalisten. Lapid hatte sich das Thema im Wahlkampf auf die Fahne geschrieben und war mit seiner Zukunftspartei zur zweitstärksten Kraft in der Knesset geworden. Bei der Abstimmung im Kabinett gab es vier Enthaltungen, aber keine Gegenstimme.
Ultraorthodoxe Parlamentarier sprachen am Sonntag von einem "traurigen Tag" für das Judentum. Viele orthodoxe Israelis wollen sich ganz dem Thora-Studium widmen, was auch 1948 der Grund für ihre Freistellung vom Wehrdienst war. Kritiker aus dem weltlichen Lager bemängeln hingegen, dass auch der neue Gesetzentwurf keine volle Gleichheit herstelle: Während die Ultra-Orthodoxen erst im Alter von 21 Jahren einzogen würden, gilt für die übrigen Israelis die Wehrpflicht schon mit 18 Jahren, und dies fast ohne Ausnahmen.
dpa/jp - Bild: Oded Balilty (afp)