Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche haben zwei Päpste eine gemeinsame Enzyklika verfasst. Das Lehrschreiben "Lumen Fidei" ("Licht des Glaubens") von Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. soll am kommenden Freitag veröffentlicht werden. Das kündigte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Montag in Rom an. Der im Februar zurückgetretene Benedikt hatte seine vierte Enzyklika nicht mehr fertig bekommen, weshalb Franziskus sie als Co-Autor vollendet hat.
Enzykliken sind die bedeutendsten Schreiben, die Päpste veröffentlichen. Die Kirchenoberhäupter nehmen darin zu grundlegenden theologischen und gesellschaftlichen Fragen in verbindlicher Weise Stellung. Die Werke sollen der Glaubensgemeinschaft als Wegweiser dienen.
Das Werk "Lumen Fidei" ist Franziskus' erste Enzyklika, die knapp vier Monate nach seinem Amtsantritt im März veröffentlicht wird. "Sie wird als gemeinsame Enzyklika bezeichnet, weil Papst Benedikt sie anfing und an mich übergeben hat", hatte Franziskus vor einigen Wochen in einer Besprechung mit Bischöfen gesagt. "Es ist ein starkes Dokument. (...) Es ist ein großartiges Werk."
Benedikt hatte während seines rund achtjährigen Pontifikats solche Lehrschreiben zur Liebe Gottes (2006), zum technischen Fortschritt (2007) und zum nachhaltigen Wirtschaften vorgelegt (2009). Letztere war gleichzeitig seine erste Sozialenzyklika - in dem vielbeachteten Werk "Caritas in veritate" (Die Liebe in der Wahrheit) forderte er ein ethisches Bewusstsein in der Wirtschafts- und Finanzwelt.
Die neue Enzyklika soll am Freitag in Rom unter anderen von den Präfekten der Bischofskongregation und der Glaubenskongregation, Kardinal Marc Ouellet und Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, vorgestellt werden.
Papst Franziskus besucht Flüchtlingsinsel Lampedusa
Papst Franziskus besucht am kommenden Montag die süditalienische Insel Lampedusa, um dort der Opfer der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer zu gedenken. Der Papst werde einen Kranz im Meer ablegen und für die Opfer beten, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Montag in Rom. Franziskus sei tief getroffen gewesen von der Serie von Unglücken. Immer wieder sterben Migranten aus Afrika bei dem Versuch, die italienische Küste mit Booten zu erreichen.
Auf Lampedusa wird Franziskus nach Angaben von Lombardi zudem mit Flüchtlingen und der Bevölkerung sprechen und eine Messe halten. "Ein kurzer Besuch, in der größtmöglichen Diskretion", sagte er. Der Papst wolle an die Verantwortung aller appellieren, sich um die Flüchtlinge zu kümmern.
Franziskus werde die Insel so sehen, wie sie sei, kündigte Lampedusas Bürgermeister Giusi Nicolini an. "Lampedusa wird sich für den Besuch des Papstes nicht verkleiden", sagte er laut Nachrichtenagentur Ansa. Der Besuch zwinge die Welt dazu, die Augen zu öffnen und das Leid der Insel zu sehen.
dpa/mh - Archivbild: Andreas Solaro (afp)