Europa will die Autobauer zu mehr Anstrengungen beim Klimaschutz zwingen. In der Nacht zum Dienstag einigten sich Vertreter der EU-Staaten, des Europaparlaments und der EU-Kommission in Brüssel auf die Fahrtrichtung nach dem Jahr 2020: Weiterhin soll es Obergrenzen für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) geben.
Dank Extra-Anreizen für Elektroautos und andere schadstoffarme Wagen sollen die Autobauer die CO2-Ziele aber leichter erreichen können. Umweltschützer verdammen diese Boni für schadstoffarme Wagen allerdings als Rechentricks.
Die Einigung steht noch unter Vorbehalt: Als verlässlich kann der Beschluss erst gelten, wenn die Botschafter der 27 EU-Staaten ihn bei einer Sitzung am Donnerstag durchwinken. Denn die CO2-Vorgaben sind heiß umstritten. Auch das Europaparlament und die EU-Minister müssen noch grünes Licht geben.
Die Verhandlungspartner einigten sich in der Nacht, dass Europa sich für das Jahr 2025 ein neues CO2-Sparziel für Pkw setzen soll - das müsste aber erst noch ausgehandelt werden. Derzeit gilt ein Zielwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer. Bis zum Jahr 2020 soll der durchschnittliche Ausstoß europäischer Neuwagen bei 95 Gramm CO2 pro Kilometer liegen.
"Supercredits"
Leichter erreichbar werden diese Ziele durch die sogenannten Supercredits. Für jedes Auto, das weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, können sich die Hersteller gleich mehrere klimafreundliche Wagen gutschreiben lassen. Supercredits helfen also den Firmen, ihre CO2-Ziele zu schaffen, zum Beispiel, indem sie mehr Elektroautos herstellen. Nach der bisherigen Regel gibt es bis 2015 Supercredits, danach laufen sie aus. Doch 2020 sollen sie laut Verhandlungsergebnis wieder eingeführt werden, 2023 liefe die Regelung dann erneut aus.
Die Regelung soll einen Ansporn für die Entwicklung neuer Technologien bieten. Umweltschützer verdammen die Supercredits allerdings als Schlupflöcher. Greenpeace sprach von einer "Subventionierung von Spritschluckern". Die Supercredits seien nichts anderes als Verschmutzungsrechte. Die Umweltorganisation Transport and Environment begrüßte das Ergebnis. Nach Schätzungen der Organisation könnte sich der durchschnittliche Spritverbrauch von derzeit sechs Liter je hundert Kilometer bis zum Jahr 2025 halbieren. Die Umweltschützer klagten jedoch, auf Druck gerade der deutschen Autobranche mit ihren schweren Oberklasse-Wagen, seien die Pläne abgeschwächt worden.
Auch über die Testverfahren zur Bestimmung des Spritverbrauchs gab es in der Nacht zum Dienstag eine Einigung: Sie sollen überholt werden, damit sie genauer den wirklichen Verbrauch der Fahrzeuge widerspiegeln.
dpa - Archivbild: belga