Brasiliens Regierung sucht nach den Massenprotesten der vergangenen Tage den direkten Dialog mit den Organisatoren der Demonstrationen. Staatschefin Dilma Rousseff lud Vertreter der Bewegung "Passe Livre" (Freifahrtschein) zu einem Treffen ein.
Diese Gruppe hatte von São Paulo aus den Auftakt für die landesweiten Proteste organisiert, an denen zeitweise weit über eine Million Menschen teilnahmen. Am Montag sollten auch Gouverneure und Bürgermeister in Brasília zusammenkommen, um die Forderungen der Demonstranten zu besprechen.
Im Land kam es vereinzelt zu Protestaktionen. In den Bundesstaaten São Paulo und Minas Gerais blockierten Demonstranten am Montag zeitweise wichtige Verbindungsstraßen. Die Folge waren kilometerlange Staus. Am Wochenende waren die Proteste zunächst abgeflaut. In Rio zogen etwa 2000 Menschen vor das Wohnhaus von Gouverneur Sérgio Cabral, um gegen Korruption, soziale Missstände und die geplante Einschränkung der Ermittlungsbefugnisse für die Staatsanwaltschaft zu protestierten. Ausschreitungen wurden nicht gemeldet.
In der Hauptstadt Brasilía demonstrierten am Sonntag Hunderte Eltern mit ihren Kindern vor dem Kongress. Die Polizei in Belo Horizonte verstärkte ihre Sicherheitsvorkehrungen für das erste Confed-Cup-Halbfinale zwischen Brasilien und Uruguay am Mittwoch im Mineirão-Stadion. Diese Woche werden weitere Demonstrationen erwartet, darunter zum Finalspiel der WM-Generalprobe am Sonntag in Rio de Janeiro.
Die Bewegung "Freifahrtschein" zeigte sich am Montag in einem offenen Brief an Rousseff überrascht über die Einladung zu den Gesprächen. "Diese Geste des Dialogs der Bundesregierung passt nicht zur Behandlung der sozialen Bewegungen, die die Politik dieser Amtsführung prägt." Es scheine, dass "die Revolten, die sich über die Städte Brasiliens seit dem 6. Juni ausbreiten", neue Wege öffneten.
dpa - Bild: Yuri Cortez (afp)