Die USA wollen bei den geplanten Gesprächen mit den radikal-islamischen Taliban im Golf-Emirat Katar auch über einen Austausch von Gefangenen verhandeln. Die Taliban hätten bereits in der Vergangenheit entsprechende Vorschläge gemacht. Man erwarte, dass die Taliban auch in Doha das Thema erneut anschnitten, sagte US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki am Donnerstag in Washington. "Wir sind offen, dieses Thema als Teil der Verhandlungen zu diskutieren. Und wir erwarten, dass sie es ansprechen."
Der Beginn der Gespräche ist noch unklar. Während die USA verhandeln wollen, legt sich Afghanistans Präsident Hamid Karsai quer. Er stört sich vor allem am souveränen Auftritt der Taliban mit ihrem Verbindungsbüro in Doha und droht, die Gespräche zu boykottieren.
Ursprünglich hatten US-Vertreter dem Vernehmen nach bereits am Donnerstag in Doha zu direkten Gesprächen mit den Taliban zusammentreffen wollen. Angesichts der Verärgerung in Kabul wurde das Treffen aber offensichtlich verschoben. Psaki bestätigte, dass die Gespräche noch nicht begonnen hätten. Am Freitag werde Außenminister John Kerry nach Doha reisen, dort aber nicht mit Taliban zusammentreffen, sagte sie.
Den USA gehe es in puncto Gefangene vor allem um die Freilassung des Soldaten Bowe Bergdahl, der sich seit 2009 in der Gewalt der Taliban befinde. Berichten zufolge hatten die Taliban seine Freilassung im Austausch für fünf wichtige Gefangene im Lager Guantánamo auf Kuba vorgeschlagen.
Boykott der Verhandlungen
Karsai droht wegen eines "Flaggenstreits" mit dem Boykott der Verhandlungen. Die Taliban hatten am Dienstag ein Verbindungsbüro in Doha eröffnet und dort dann eine Plakette mit der Aufschrift "Islamisches Emirat Afghanistan" enthüllt sowie die Taliban-Flagge gehisst. Die Insignien des Ende 2001 gestürzten Taliban-Regimes lösten bei Karsai Empörung aus. Er fordert zudem, dass die Taliban direkt mit seiner Regierung verhandeln.
Die Nato will ihren Kampfeinsatz in Afghanistan 2014 beenden. Danach sollen von den derzeit knapp 100.000 ausländischen Soldaten nur noch 8000 bis 12.000 für Ausbildung und Beratung im Land bleiben. Von den einst mehr als 5000 deutschen Soldaten sind noch 4100 in Afghanistan. 2015 sollen es nur noch 600 bis 800 sein.
dpa/jp