Auch nach einem Hilferuf aus Zypern lehnen die Eurostaaten zusätzliche Milliarden-Hilfen für den krisengeschüttelten Mittelmeerstaat strikt ab. Die Euro-Finanzminister sehen keinen Grund, das gerade erst vereinbarte Rettungspaket von zehn Milliarden Euro nachzuverhandeln und aufzustocken.
Auf die Frage nach mehr Geld sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Donnerstag in Luxemburg: "Das wäre für Zypern keine gute Situation, denn die Kredite müssen auch zurückbezahlt werden können." Deshalb hätten die Geldgeber die Summe auf zehn Milliarden Euro beschränkt. "Das Programm ist auf der Basis von Erwartungen gut durchgerechnet", so der Niederländer.
In einem Brandbrief an die EU hatte Zyperns Präsident Nikos Anastasiades um Hilfen für die größte Bank des Landes, die Cyprus Bank, gebeten. Der Staatschef kritisierte, dass die Rettungsaktion für die Banken zu kurzfristig und "ohne sorgfältige Vorbereitung" erfolgt sei. Zudem falle die Rezession in Zypern stärker aus als erwartet.
Erst Mitte April hatten die Euro-Partner nach langem Gezerre das Hilfspaket für Zypern beschlossen. Der Inselstaat war wegen seines überdimensionierten Finanzsektors und einer geplatzten Kreditblase in die Krise geraten. Ablehnung kam auch von Seiten der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB), die zur "Troika" der internationalen Geldgeber gehören.
Griechenland, ESM und Lettland
Die Minister berieten auch über die Lage in Griechenland und die Regierungskrise nach der Schließung des Staatssenders ERT. Dort konnte zunächst ein Bruch der Koalition abgewendet werden. Beschlüsse zu Griechenland standen bei dem Treffen nicht an. Die Finanzminister wollten zudem grundsätzliche Regeln für direkte Finanzspritzen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM an marode Banken vereinbaren. Dijsselbloem sagte: "Wir haben Fortschritte gemacht. Ich hoffe, dass wir heute Ergebnisse bekommen."
Die Eurogruppe wollte zudem die Aufnahme Lettlands als 18. Mitglied des gemeinsamen Währungsraums billigen. Nach dem EU-Gipfel sollen die EU-Finanzminister am 9. Juli die endgültige Entscheidung treffen. Das baltische Land soll am 1. Januar 2014 beitreten.
dpa - Bild: John Thys (afp)