Der dänische Pharmakonzern Lundbeck muss wegen Wettbewerbsbehinderungen ein EU-Bußgeld von fast 100 Millionen Euro zahlen. Die EU-Kommission entschied am Mittwoch, Lundbeck habe in Europa den Markteintritt von Nachahmerprodukten des Antidepressivums "Citalopram" verhindert. Die obersten Wettbewerbshüter Europas verhängten deshalb eine Strafe von 93,8 Millionen Euro gegen das dänische Unternehmen.
Vier Hersteller von Nachahmerprodukten, mit denen Lundbeck die Absprachen getroffen haben sollen, müssen insgesamt 52,2 Millionen Euro Strafe zahlen. Dazu gehören Alpharma (heute Zoetis), Merck KgaA/Generics UK, Arrow (heute Actavis) und Ranbaxy. Dieses Kartell habe auf Kosten der Patienten den Preis für den Arzneistoff hoch gehalten, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am Mittwoch in Brüssel.
Generika sind billigere Alternativen zu Marken-Medikamenten mit dem gleichen Wirkstoff. Sobald der Patentschutz für ein Präparat abläuft, dürfen Konkurrenten Generika produzieren. Dadurch sinken die Preise, aber eben auch die Gewinne der Marken-Hersteller. Almunia kritisierte die Firmen und sagte: "Vereinbarungen dieser Art gehen direkt zulasten der Patienten und schaden den nationalen Gesundheitssystemen." So sei in Großbritannien nach dem Start eines Citalopram-Generikum der Preis um 90 Prozent nach unten gegangen.
Laut EU-Kommission hat Lundbeck an die Konkurrenz Bestechungsgelder gezahlt, Generika-Bestände aufgekauft und dann vernichtet sowie Gewinngarantien versprochen. Dies alles habe sich auf viele Millionen Euro belaufen. Nach internen Dokumenten gründeten die Pharmafirmen einen Club, bei dem von einem "Haufen $$$" die Rede war, der auf alle Teilnehmer verteilt werden sollte. Dies ist in der EU verboten und wird mit Strafen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes eines Unternehmens geahndet.
Lundbeck kündigte rechtliche Schritte gegen die EU-Entscheidung an. Die Vereinbarung habe "den Wettbewerb auf dem Markt nicht stärker eingeschränkt als über den Patentschutz hinaus, den Lundbeck bereits innehatte." Das Patent lief 2003 aus. Die EU-Kommission und dänische Kartellbehörden hätten dies 2004 geprüft und nicht beanstandet. EU-Kommissar Almunia kündigte weitere Strafen gegen Pharmakonzerne in ähnlichen Fällen an. Derzeit läuft etwa noch eine Untersuchung gegen den französischen Hersteller Servier.
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