Das Euro-Krisenland Zypern will sein erst kürzlich beschlossenes Hilfsprogramm einem Bericht der «Financial Times» zufolge komplett neu verhandeln. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades habe vergangene Woche ein entsprechendes Schreiben an die EU-Institutionen und den Internationalen Währungsfonds (IWF) verschickt, berichtete die Zeitung (Mittwoch).
Die im Rahmen des Rettungspakets vorgesehene Restrukturierung der beiden größten Banken des Landes sei "ohne sorgfältige Vorbereitung" zustande gekommen, habe Anastasiades in dem Brief geschrieben, der der "FT" vorliege. Da die Auflagen des Rettungspakets die Wirtschaft zum Erliegen gebracht hätten, seien die von EU und IWF gesetzten Ziele in Gefahr.
Die Eurostaaten schlossen wesentliche Änderungen beim zyprischen Hilfsprogramm aus, sagte ein EU-Diplomat in Brüssel. Der Sprecher von Währungskommissar Olli Rehn ergänzte, der Brief von Zyperns Präsident Anastasiades solle beim Juni-Treffen der Eurogruppe am Donnerstag in Luxemburg diskutiert werden.
Mitte April hatten die Euro-Partner in einem chaotischen Prozedere ein 10 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für Zypern beschlossen, das nach einer geplatzten Kreditblase unter seinem überdimensionierten Finanzsektor leidet. Das Land wurde so vor der Pleite bewahrt. Die beiden größten Geldhäuser des Landes (Bank of Cyprus und Laiki Bank) sollen restrukturiert oder im letzteren Fall abgewickelt werden. Gelder über der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro werden massiv belastet.
dpa/dradio/mh