Deiche sprengen und Schiffe versenken: Mit ungewöhnlichen Mitteln haben Einsatzkräfte in den Hochwassergebieten am Wochenende die Wassermassen zurück in die Flüsse gedrängt. Zwar gingen die Pegel der Elbe am Wochenende zurück. Dennoch rechneten die Behörden in mehreren ostdeutschen Orten erst für den Verlauf der kommenden Woche mit einer Entspannung der Lage.
In Fischbeck in Sachsen-Anhalt wurden am Samstag zwei Lastkähne in der Elbe versenkt, um ein 90 Meter großes Loch im Damm zu stopfen. Die Lücke schrumpfte auf einen Durchfluss von 20 Metern. "Wir werten das als echten Erfolg. Das hat noch nie jemand versucht", sagte der Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, Oberst Claus Körbi. Tagelang waren riesige Wassermengen in die Region geflossen. Ein dritter Kahn sollte am Sonntag den Deich endgültig schließen.
Das dritte Schiff sollte mittels Öffnungen versenkt, jedoch nicht wie die beiden anderen gesprengt werden, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs der Landesregierung am Sonntag. Zusätzlich soll die Lücke mit Schiffscontainern geschlossen werden. Die Bundeswehr warf auch riesige Sandsäcke und Betonteile von Hubschraubern aus ins Wasser.
"So eine Aktion haben wir vorher noch nicht gemacht", sagte der am Manöver beteiligte Kapitän Thomas Peter der Nachrichtenagentur dpa. "Aber wahnsinnig sind wir nicht. Wir konnten es halbwegs einschätzen. Wir hatten die Möglichkeit, uns vorzubereiten, und auch die Zeit. Der Erfolg gibt uns Recht."
Einsatzkräfte vergrößern bewusst eine Lücke
Weiter südlich vergrößerten unterdessen Einsatzkräfte bewusst eine Lücke: Der Saaledeich bei Breitenhagen wurde am Wochenende zweimal gesprengt, um den Abfluss des Wassers aus überfluteten Gebieten zu beschleunigen. Die Lücke im Deich sei nun etwa 60 Meter breit, sagte die Sprecherin des Krisenstabs der Landesregierung am Sonntag.
Noch immer sind Tausende Menschen in Hochwassergebieten ohne Wohnung. Häuser ragen vielerorts wie Inseln aus den Fluten, Straßen sind überschwemmt, unzählige Helfer kämpfen an aufgeweichten Dämmen.
Allgemein entspannte sich die Hochwasserlage aber langsam. Der Pegel in Wittenberge erreichte am Sonntagmittag 6,88 Meter. Beim historischen Höchststand vor einer Woche lag er bei 7,85 Metern. Auch die Pegelstände der Flüsse in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gingen allmählich zurück.
Nach dem Ende der Flut droht vielerorts eine große Ebbe in den Kassen von Hotels und Gasthöfen. "Wir haben massive Absagen", sagte Katharina Zimmermann vom Tourismusverband Prignitz im brandenburgischen Perleberg der dpa. "Wenn es so bleibt, wäre das gerade für die kleinen Familienbetriebe eine Katastrophe", sagte Zimmermann. Dabei bestehe für Touristen keine Gefahr.
Das Hochwasser hat vielerorts in Deutschland außerdem dazu geführt, dass Tafeln für Bedürftige ihre Arbeit einschränken oder einstellen mussten. Rund 20 Einrichtungen in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern seien unmittelbar betroffen, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Jochen Brühl.
dpa - Bild: Jens Wolf (afp)