Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat erneut eine unabhängige Analyse des möglichen Giftgas-Einsatzes im syrischen Bürgerkrieg gefordert. "Die Nachrichten über Chemiewaffen beunruhigen auch uns, aber warum sollte die Führung in Damaskus sie einsetzen - jetzt, wo sie nicht mehr mit dem Rücken zur Wand steht", sagte Lawrow am Samstag in Moskau.
Es gebe strenge internationale Regeln, wie die Spuren von Giftgas in Blut, Urin und Kleidern nachgewiesen werden müssten. "Es gibt keine Garantie, dass bei den Materialien, die wir von unseren Partnern in den USA und Frankreich erhalten haben, diese Regeln eingehalten wurden", sagte der Minister.
Lawrow warnte vor der möglichen Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien. "Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass dies gegen internationales Recht verstoßen würde", sagte er der Agentur Itar-Tass. Russland ist ein enger Partner des syrischen Regimes.
Der Republikchef der russischen Konfliktregion Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, sagte, die syrische Opposition werbe seit Monaten Kämpfer aus dem islamisch geprägten Gebiet an. "Sie verkaufen den Konflikt als heiligen Krieg", sagte Kadyrow. Nach Erkenntnissen des Moskauer Inlandsgeheimdienstes FSB kämpfen bis zu 200 radikale Islamisten aus dem Nordkaukasus in Syrien auf der Seite der Rebellen.
Rebellen wollen mit Verbündeten über Militärbedarf beraten
Syriens Rebellen wollen nach der US-Zusage zur militärischen Unterstützung mit verbündeten Staaten über ihren aktuellen Waffenbedarf beraten. Wie der Sprecher der Freien Syrischen Armee (FSA), Luai al-Mekdad, der Nachrichtenagentur dpa sagte, wollen Vertreter arabischer und westlicher Staaten bereits am Samstag in Istanbul mit syrischen Oppositionsrepräsentanten zu Gesprächen zusammenkommen.
Der Generalstabschef der von Deserteuren gegründeten FSA, General Salim Idriss, werde dabei über die militärische Situation im Land berichten. Die Opposition wolle auch darüber beraten, in welchen Gebieten eine Flugverbotszone nötig sei.
Obama und Putin treffen sich am Rande von G8
Am Rande des Gipfels der sieben führenden Industrienationen und Russlands am Montag in Nordirland wird es zu einem bilateralen Treffen zwischen Russlands Staatschef Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama kommen. Obama will vor dem Gipfeltreffen auch mit Großbritanniens Premierminister David Cameron zusammenkommen, teilte die Downing Street am Samstag in London mit. Eines der Hauptthemen des Gipfels wird die Lage in Syrien sein.
Russland auf der einen und die USA und Großbritannien auf der anderen Seite liegen in der Bewertung der Lage weit auseinander. Das Weiße Haus geht davon aus, dass Syriens Machthaber Baschar al-Assad im Kampf gegen die Aufständischen Chemiewaffen eingesetzt und damit eine "rote Linie" überschritten hat. Aus Russland, das Assad seit langer Zeit mit Waffen beliefert, kamen dagegen Vorwürfe, die Beweise für Giftgaseinsätze seien nicht stichhaltig.
dpa/jp/mh - Archivbild: Natalia Kolesnikova (afp)