Die Situation in den Hochwassergebieten der Elbe bessert sich zunehmend. Die Tausenden Helfer im Kampf gegen die Wassermassen brauchen dennoch einen langen Atem. In der Nacht zum Freitag gingen die Pegelstände in Norddeutschland langsam zurück. Wegen aufgeweichter Dämme ist die Gefahr von Deichbrüchen aber nicht gebannt. Mancherorts belasteten Regenschauer die Deiche zusätzlich. In Hitzacker in Niedersachsen sollten Anwohner im Laufe des Tages in ihre evakuierten Wohnungen zurückkehren können. Im bayerischen Deggendorf wollte Bundespräsident Joachim Gauck am Freitag Helfern und Einsatzkräften danken.
"Man sollte noch nicht von Entspannung sprechen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Brandenburg. Noch immer sind Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige im Einsatz. Doch die Hochwassersituation in der Prignitz bessert sich zunehmend. In Wittenberge lag der Pegelstand der Elbe am frühen Freitagmorgen mit weniger als 7,20 Metern mittlerweile deutlich unter dem Höchststand des Hochwassers von 2002 (7,34). Das Wasser drückt aber nach wie vor massiv auf die Deiche.
In Mecklenburg-Vorpommern macht den Einsatzkräften zudem das Wetter Sorgen. Ein Regengebiet mit teils kräftigen Schauern zog am Donnerstag über die Flutregion zwischen Dömitz und Boizenburg hinweg. Auf den Pegelstand habe der Regen zwar keinen Einfluss, sagte Landrat Rolf Christiansen (SPD). Jedoch belaste das Wasser von oben die Deiche zusätzlich. Auch heute sind nach Angaben des Wetterdienstes noch Schauer möglich.
In Lauenburg in Schleswig-Holstein fielen die Pegelstände seit Donnerstag ebenfalls. Im Laufe des Freitags sollte sich entscheiden, ob Feuerwehr und Technisches Hilfswerk ihre Hochleistungspumpen in der Unterstadt in Stellung bringen können. Bei von Hochwasser überspülten Straßen sei das riskant, ab einem Wasserstand von 9,30 Metern aber möglich, sagte ein Sprecher des Krisenstabs. In der Nacht zum Freitag lagen die Pegelstände noch knapp darüber. Wie lange es dauern wird, bis die rund 300 Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren können, stehe noch nicht fest.
Besser war die Situation in Hitzacker in Niedersachsen. Die Bewohner der evakuierten Altstadtinsel sollten im Laufe des Tages in ihre Häuser zurückkehren können, wie der Landkreis Lüchow-Dannenberg mitteilte.
In Sachsen-Anhalt steht ein rund 200 Quadratkilometer großes Gebiet unter Wasser. Die Pegelstände von Elbe und Saale sanken zwar, an dem bereits am Anfang der Woche gebrochenen Deich bei Fischbeck im Landkreis Stendal fließt jedoch nach wie vor Wasser ins Hinterland. Tausende Menschen wurden bereits in Sicherheit gebracht, einige harrten jedoch immer noch in einigen Ortschaften aus. "Wir wollen Zwangsevakuierungen der Landesregierung vermeiden", sagte eine Sprecherin des Krisenstabs der Landesregierung.
Bundespräsident Joachim Gauck besucht am Freitagmittag das Hochwassergebiet im bayerischen Deggendorf. Er will den vielen Tausend Helfern und Einsatzkräften danken und den Hochwasser- Betroffenen Mut zusprechen. Als Konsequenz aus der Flutkatastrophe will der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" künftig doppelt so viel Geld in den Hochwasserschutz investieren wie bisher. Von 2014 an sollen es 235 Millionen sein, schreibt das Blatt (Freitag). In den Jahren seit 2000 waren es jeweils 115 Millionen Euro.
8-Milliarden-Fonds
Zwei Wochen nach Beginn der Flutkatastrophe haben Bund und Länder einen Hilfsfonds von etwa acht Milliarden Euro beschlossen. Der Bund müsse dafür neue Schulden machen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ausgelotet wird, dass sich Bund und Länder mit einer Anleihe Geld beschaffen. Tausende Helfer im Kampf gegen die Wassermassen brauchen derweil einen langen Atem: Am Donnerstag gingen die Pegelstände in Norddeutschland zentimeterweise zurück. Wegen aufgeweichter Dämme ist die Gefahr von Deichbrüchen nicht gebannt. Bundespräsident Joachim Gauck will am Freitag Helfern und Einsatzkräften im bayerischen Deggendorf danken.
Laut einer Umfrage hat schon etwa jeder Sechste in Deutschland (15 Prozent der Bevölkerung) für die Opfer der Fluten gespendet. Das berichtete das Meinungsforschungsinstitut YouGov. 40 Prozent der Bürger sind demnach zu Geld- oder Sachspenden bereit, 27 Prozent wollten nicht spenden. YouGov hatte 1050 Menschen online befragt.
Für den Hilfsfonds schloss Merkel höhere Steuern oder einen "Flut-Soli" aus. Der Bund werde nun rasch einen Nachtragshaushalt vorlegen. Merkel sprach wie Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) von einem "großzügigen und angemessenen" Volumen. Die Deutschen dürften stolz auf die Solidarität sein, sagte Merkel. Nach der Hochwasserkatastrophe von 2002 hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung einen Bund-Länder-Aufbaufonds von gut sieben Milliarden Euro beschlossen. Dann wurden Kommunen von Zahlungen befreit, die Summe betrug letztlich 6,5 Milliarden Euro.
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) unterzeichnete ein Fluthilfeabkommen mit Sachsen, Thüringen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Mit anderen betroffenen Ländern wird noch verhandelt. Der Bund hatte zunächst 100 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt.
dpa/sh - Bild: Johannes Eisele (afp)