Die umstrittenen Datenspionage-Programme der USA haben nach Angaben von NSA-Geheimdienstchef Keith Alexander geholfen, "Dutzende" Terrorattacken zu verhindern. Alexander sagte am Mittwoch vor einem Washingtoner Senatsausschuss aus. Die NSA (National Security Agency) steht im Mittelpunkt von gleich zwei US-Spionageskandalen.
Dabei geht es um das Sammeln von Daten aus Telefonaten von Millionen Kunden der US-Gesellschaft Verizon und den massiven Zugriff auf Server von Internetfirmen. Vor allem die Internetspionage hat auch im Ausland scharfe Kritik ausgelöst, so auch in Deutschland.
Es war das erste Mal, dass sich Alexander öffentlich zu den Programmen äußerte, seit der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden sie am vergangenen Sonntag in Zeitungsinterviews enthüllt hatte. Snowden hält sich weiter in Hongkong versteckt.
Am Mittwoch warf er den USA Cyberangriffe auf hunderte Ziele in China und Hongkong vor. Die Operationen seien seit 2009 im Gange, sagte Snowden der "South China Morning Post". Der Zeitung zufolge legte er Dokumente vor, deren Echtheit aber nicht überprüft worden sei.
Weltweit mehr als 61.000 Hacking-Aktionen
Snowden zufolge hat die NSA weltweit mehr als 61.000 Hacking-Aktionen durchgeführt, darunter hunderte gegen China. Ziele seien unter anderem Universitäten, Unternehmen und öffentliche Funktionsträger gewesen. Die USA ihrerseits werfen China massive Cyberattacken vor, unter anderem, um sich Informationen über militärische Technologien zu verschaffen.
Alexander verteidigte in dem Ausschuss-Hearing die US-Datenspionage bei Telefongesprächen und im Internet. "Dies hat geholfen, Dutzende terroristische Ereignisse zu verhindern", sagte der General. Er versprach, sobald wie möglich eine exakte Zahl zu veröffentlichen.
Im einzelnen erwähnte der NSA-Chef aber bereits zwei Fälle. Einer davon ist der geplante Anschlag von drei Islamisten auf die New Yorker U-Bahn im September 2009. Das Trio war aber einen Tag vor der Ausführung aufgeflogen. Alexander nannte in diesem Zusammenhang den Namen Najibullah Zazi, der einer der Verschwörer war.
Er erwähnte außerdem David Headley, der wegen seiner Beteiligung an der Terrorattacke in Mumbai 2008 in einem US-Gefängnis sitzt. "Ich glaube, wir tun hier das Richtige, um die amerikanischen Bürger zu beschützen", sagte Alexander.
China kritisiert Computer-Spionage - kein Kommentar zu Snowden
Chinas Regierung hat grundsätzlich Kritik an Computerspionage geübt, will sich aber nicht zum Schicksal des nach Hongkong geflüchteten ehemaligen US-Geheimdienstlers Edward Snowden äußern. "Wir haben leider keine Informationen dazu anzubieten", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying, am Donnerstag in Peking auf wiederholte Fragen von Journalisten.
Der 29-Jährige brachte mit seinen Enthüllungen den amerikanischen Spionage-Skandal ins Rollen. Er floh in die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong und hält sich derzeit an einem unbekannten Ort auf.
"Wir sind gegen alle Formen von Cyber-Attacken", sagte die Außenamtssprecherin dazu nur allgemein. China sei selbst "eines der großen Opfer" von Computerangriffen und befürworte Dialog mit anderen Ländern, um gemeinsam die Sicherheit im Internet zu gewährleisten.
China wird immer wieder vorgeworfen, selbst hinter Attacken auf westliche Stellen zu stecken. Doch bestreitet die chinesische Regierung die Vorwürfe. Cyber-Sicherheit sei ein weltweites Problem, dass von der internationalen Gemeinschaft gemeinsam angegangen werden müsse, sagte die Außenamtssprecherin.
dpa/sh - Bild: Mark Wilson/Getty Images (afp)