Bei schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und bewaffneten Milizen sind in der libyschen Hafenstadt Bengasi mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 55 Menschen wurden verletzt, wie die Nachrichtenagentur Lana am Sonntag berichtete. Libyens Militär forderte die Milizionäre nach Angaben eines Sprechers auf, ihr Hauptquartier umgehend an die Streitkräfte zu übergeben. Libyens Armeechef Jussuf al-Mangusch reichte am Abend seinen Rücktritt ein.
Demonstranten hatten sich am Samstag vor dem Stützpunkt einer örtlichen Miliz versammelt und deren Auflösung gefordert. Ein Militärsprecher erklärte, die Auseinandersetzungen hätten begonnen, als die Demonstranten die Auflösung der Gruppierung und ihre Entwaffnung verlangt hätten. Später schalteten sich den Angaben nach libysche Spezialkräfte ein und beendeten die Kämpfe. Armeechef Al-Mangusch erteilte seinen Truppen am Sonntag den Befehl, das Hauptquartier und mehrere Stützpunkte der Miliz in Bengasi zu besetzten. Anschließend reichte er seinen Rücktritt ein, der vom Parlament in Tripolis umgehend angenommen wurde, wie die Agentur Lana berichtete.
Die neue libysche Führung ist seit Monaten bemüht, die verschiedenen bewaffneten Gruppen und Milizen, die sich in dem Kampf gegen das Regime des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi gebildet hatten, entweder zu entwaffnen oder in die Streitkräfte einzugliedern.
Vor allem in Bengasi, dem Ausgangspunkt des Aufstands gegen Gaddafi, hat es bereits mehrmals schwere Auseinandersetzungen mit örtlichen Milizen gegeben. In der Stadt mit knapp 700.000 Einwohnern waren auch im September 2012 bei einem Terroranschlag auf das US-Konsulat der Botschafter und drei weitere US-Bürger getötet worden.
In Tripolis gingen am Samstag ebenfalls Tausende auf die Straße, um gegen alle Arten bewaffneter Demonstrationen zu protestieren. In der Hauptstadt hatten Milizionäre im Mai das Parlament gezwungen, ein Gesetz zu verabschieden, das die Funktionäre aus der Zeit des 2011 gestürzten Gaddafi von politischen Ämtern ausschließt. Das Verbot trifft auch ehemalige Berater und Diplomaten, die sich schon vor Jahrzehnten der Opposition angeschlossen hatten.
Daraufhin gab als erster der libysche Parlamentspräsident Mohammed al-Magarief seinen Rücktritt bekannt. Der Politiker hatte zwar einst unter Gaddafi einige Regierungsämter inne. Allerdings trat er 1980 als libyscher Botschafter in Indien zurück, um der Exil-Bewegung gegen den Machthaber in Tripolis beizutreten.
dpa/rkr - Bild: Abdullah Doma (afp)