Nach dem militärischen Sieg in der strategisch wichtigen Kleinstadt Al-Kusair weitet das syrische Regime seine Offensive gegen die Rebellen aus. Am Wochenende gingen die Regierungstruppen nach Oppositionsangaben massiv gegen Aufständische im Umland der nördlichen Metropole Aleppo vor. Bei der Jagd auf Gegner macht das Regime von Präsident Baschar al-Assad auch an der Grenze zum Libanon halt.
Der Leiter der oppositionellen Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman, sprach am Sonntag von einer "Großoffensive" im Umland von Aleppo. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass in der Region zahlreiche "Terroristen" getötet worden seien.
Auf libanesischem Territorium verfolgte Syriens Armee Oppositionelle, die zuvor aus Al-Kusair geflohen waren. Kampfflugzeuge flogen nach Angaben lokaler Sicherheitsbehörden am Samstag dabei zum zweiten Mal binnen einer Woche Angriffe auf Ziele im Osten des Libanon.
Syrische Regierungstruppen hatten am Mittwoch gemeinsam mit der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah Al-Kusair zurückerobert. Die Ortschaft liegt an einer für beide Seiten wichtigen Versorgungsroute. Die Hisbollah hatte sich vor zwei Wochen öffentlich zu ihrem Kampfeinsatz in Syrien bekannt. Der Aufstand gegen Assad hat laut UN inzwischen mehr als 80.000 Menschen das Leben gekostet.
Tödlicher Protest im Libanon
Im benachbarten Libanon starb bei Protesten gegen die Hisbollah nach Angaben aus Sicherheitskreisen eine Person in Beirut an den Folgen von Schussverletzungen. Demonstranten waren bei dem Versuch, mit einer Sitzblockade in der Nähe der iranischen Botschaft gegen den Kampfeinsatz der Schiiten-Miliz zu protestieren, von Unbekannten beschossen worden, hieß es. Laut Augenzeugen hatte es zuvor ein Handgemenge zwischen bewaffneten Anhängern der Hisbollah und Demonstranten gegeben. Der Iran und Syriens Regime sind die wichtigsten Verbündeten der Hisbollah.
Derweil bleibt die Zukunft der UN-Mission auf den Golan-Höhen (Undof) unklar. Die Vereinten Nationen lehnten das russische Angebot für eine Beteiligung an dem Undof-Einsatz aus formellen Gründen ab. Hintergrund ist ein Abkommen, das der UN-Mission zugrunde liegt. Demnach ist die Beteiligung von ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates ausgeschlossen. Russland gehört ebenso wie die USA, China, Frankreich und Großbritannien zu diesen fünf permanenten Mitgliedern. Moskau kritisierte die Ablehnung russischer Friedenskräfte als Zeichen veralteter Politik.
Netanjahu: Israel greift weiter nicht in syrischen Konflikt ein
Israel will sich nach Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht in den Krieg in Syrien einmischen, solange es nicht angegriffen wird. Netanjahu sagte am Sonntag während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem, er habe am Wochenende mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die immer komplexere Situation in Syrien gesprochen.
"Der Zerfall der UN-Truppen auf den Golanhöhen unterstreicht die Tatsache, dass Israel sich zum Schutz seiner Sicherheit nicht auf internationale Truppen verlassen kann", sagte der Regierungschef nach Angaben seines Büros. Internationale Truppen könnten höchstens einen Teil von Sicherheitsregelungen, jedoch nicht die Basis von Israels Sicherheit darstellen, sagte er.
Nach heftigen Kämpfen zwischen syrischen Rebellen und Regierungstruppen in Grenznähe hatte Österreich am Donnerstag mitgeteilt, es wolle seine 380 Soldaten von den Golanhöhen heimholen, weil die Lage dort zu gefährlich sei. Israel bedauerte diese Entscheidung und warnte vor einer möglichen Eskalation der Situation vor Ort.
Syrien-Heimkehrer aus Belgien bei Ankunft verhaftet
Ein weiterer Syrien-Heimkehrer aus Belgien ist bei der Ankunft am Brüsseler Flughafen verhaftet worden. Der militante Moslemaktivist bestreitet an Kampfhandlungen im Konfliktgebiet beteiligt gewesen zu sein.
Zuvor hätten die Behörden seine Frau und ihr drei Monate altes Kind an der Ausreise nach Syrien gehindert. Daraufhin sei der 23-Jährige vorzeitig nach Belgien zurückgekehrt. Es sei bereits der vierte Syrien-Heimkehrer im Alter von 19 bis 23 Jahren, die in Verbindung zu den radikal-islamischen "Sharia4Belgium" stünden.
belga/dpa/mh/rkr - Bild: ho/afp