Nach den heftigen Spannungen der vergangenen Monate wollen Süd- und Nordkorea an diesem Sonntag erste Gespräche über eine Annäherung aufnehmen. Nordkorea habe dem Vorschlag zugestimmt, die "Gespräche auf Arbeitsebene" auf der südkoreanischen Seite des Grenzorts Panmunjom in der demilitarisierten Zone zwischen beiden Ländern zu führen, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul am Samstag mit. Beide Seiten würden jeweils drei Vertreter schicken. Südkorea hatte erklärt, die Gespräche sollten der Vorbereitung eines Ministertreffens dienen.
Nach den wochenlangen Drohgebärden war das kommunistische Regime in Pjöngjang am Donnerstag überraschend auf Südkoreas Forderung nach Regierungsgesprächen eingegangen. Beide Seiten hatten angekündigt über die Normalisierung gemeinsamer Wirtschaftsprojekte einschließlich des grenznahen Industrieparks im nordkoreanischen Kaesong sprechen zu wollen. Dort steht der Betrieb seit zwei Monaten still. Auch humanitäre Fragen sollen erörtert werden, vor allem neue Begegnungen zwischen Angehörigen getrennter koreanischer Familien.
Allerdings wollte Nordkorea zunächst Arbeitsgespräche führen. Seoul hatte nach dem Gesprächsangebot Pjöngjangs den Vorschlag für ein Treffen auf Ministerebene am kommenden Mittwoch in Seoul gemacht. Die bisher letzten Gespräche zwischen Ministern beider Länder liegen schon sechs Jahre zurück.
Deutliches Zeichen der Entspannung
Die jetzt geplanten Unterredungen wären nach Ansicht von Beobachtern trotz des Dauerkonflikts um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm ein weiteres deutliches Zeichen der Entspannung. Nordkorea hatte am Freitag auch eine ständige Kommunikationsleitung in Panmunjom zwischen den Rot-Kreuz-Verbänden beider Länder wiederhergestellt. Die Verbindung hatte Pjöngjang vor gut drei Monaten gekappt.
Nach dem dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar hatte sich der Atomstreit zugespitzt. Pjöngjang hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und gemeinsamer Militärübungen Südkoreas und der USA mehrfach Kriegsdrohungen gegen die beiden Länder ausgestoßen. Die Drohungen waren aber schon in den vergangen Wochen spürbar abgeflaut.
Südkoreanische Medien berichteten unterdessen unter Berufung auf Militärkreise, dass Nordkoreas Volksarmee möglicherweise neue Schießübungen der Küstenartillerie oder ein Seemanöver durchführen wolle. Ein Gebiet vor der Westküste Nordkoreas sei bis Anfang der nächsten Woche für den Schiffsverkehr gesperrt worden. Solche Maßnahmen würde Nordkoreas Militär üblicherweise vor Seeübungen ergreifen.
dpa/mh/rkr