Die Hälfte der rund 21 Millionen Syrer wird nach Befürchtungen von UN-Organisationen bis Ende dieses Jahres von Nothilfe abhängig sein. Dafür baten humanitäre UN-Organisationen am Freitag beim größten internationalen Hilfsappell aller Zeiten um insgesamt fünf Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro). "Von den Geldern, um die wir bitten, hängt das Überleben leidender Syrer ab", betonte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, bei der Vorstellung des Aufrufs an die internationale Gemeinschaft in Genf.
Bis Ende 2013 sagen die UN-Organisationen einen Anstieg der Zahl der im Land auf Hilfe angewiesenen Syrer von rund 4 Millionen zu Jahresbeginn auf 6,8 Millionen voraus. Zugleich werde die Zahl der Flüchtlinge im Ausland voraussichtlich von derzeit 1,6 Millionen auf 3,45 Millionen anwachsen. Insgesamt sei damit etwa die Hälfte der Bevölkerung Syriens betroffen. Sie wurde 2010 nach Behördenangaben auf rund 21 Millionen Menschen geschätzt.
"Syrien löst sich als Zivilisation auf mit beinahe der Hälfte seiner Bürger in Abhängigkeit von dringender Hilfe als Resultat dieses grauenhaften Konfliktes", beklagte Guterres. Die jetzt für Hilfsoperationen berechnete Summe bezieht sich den UN-Angaben zufolge auf den Zeitraum von Januar bis Ende Dezember 2013. Mehr als eine Milliarde Dollar sei davon bereits zur Verfügung gestellt worden.
Auch Libanon und Jordanien unterstützen
Mit einem Teil der Mittel (rund 830 Millionen Dollar) sollen auch Syriens Nachbarländer Libanon und Jordanien unterstützt werden, die immer mehr Flüchtlinge aufnehmen müssten und die damit verbundenen Kosten nicht allein tragen könnten. Für Hilfsoperationen innerhalb Syriens sind 1,4 Milliarden Dollar vorgesehen.
Im Dezember 2012 hatten die UN-Organisationen den voraussichtlichen gesamten Hilfebedarf für syrische Kriegsopfer im Land sowie außerhalb noch mit 1,5 Milliarden Dollar für die erste Hälfte des Jahres 2013 angegeben. Das war laut Angaben des UN-Büros für Nothilfekoordinierung (OCHA) bereits der bis dahin umfangreichste humanitäre Hilfsappell für einen Halbjahreszeitraum.
In den mehr als 800 Tagen, die der blutige Konflikt nun schon andauere, seien die Lasten für die Bevölkerung unerträglich geworden, erklärte das UNHCR. Laut OCHA hat der anhaltende Bürgerkrieg mittlerweile in sämtlichen 14 Provinzen Syriens unterschiedlich schwere humanitäre Notlagen verursacht.
dpa/mh - Bild: Martial Trezzini (epa)