Nach versöhnlichen Signalen aus Nordkorea setzt China laut Diplomatenkreisen auf eine bessere Wirtschaftskooperation mit seinem Nachbarn. Peking arbeite derzeit an neuen Verträgen mit Pjöngjang, berichtete ein Diplomat am Freitag in Peking. Bei dem Besuch eines Gesandten aus Pjöngjang in China vor rund zwei Wochen habe die Pekinger Führung bereits die Chancen für bessere Wirtschaftskontakte ausgelotet. Details der Wirtschaftspläne wurden zunächst nicht bekannt.
Peking hatte zwischenzeitlich den Ton in Richtung Pjöngjang deutlich verschärft. Nach dem dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar hatte Peking den Nachbarn mehrfach zur Mäßigung gemahnt. Sogar die Bank of China hatte ihre Zusammenarbeit mit der nordkoreanischen Außenhandelsbank eingestellt und damit wichtige Geldflüsse nach Nordkorea abgeschnitten. "Die Führung in Nordkorea war vorgewarnt. Sie konnten rechtzeitig ihre Gelder in Sicherheit bringen", sagte der Diplomat.
Der Nordkorea-Experte Sunny Seong-hyon Lee wertete die Aktion Pekings als ein Machtwort an den kleinen Nachbarn. "Peking hatte sein Gesicht verloren, weil der Atomtest ausgerechnet in der wichtigen Phase des Führungswechsels in Peking stattfand", sagte er vor Journalisten in Peking. China habe Nordkorea nur eine kurze Lektion erteilen wollen. Die grundsätzliche Unterstützung für den Nachbarn bleibe weiterhin bestehen.
Nach dem bedrohlichen Säbelrasseln in den vergangenen Monaten war Nordkorea am Donnerstag überraschend auf Südkoreas Forderung nach Regierungsgesprächen eingegangen. Beide Seiten wollen über die Normalisierung gemeinsamer Wirtschaftsprojekte einschließlich des Industriekomplexes in Kaesong sprechen, in dem der Betrieb seit zwei Monaten stillsteht.
dpa/sh