Die Schlammschlacht um den Pannenzug Fyra geht weiter. Am Donnerstag gab der italienische Zugbauer AnsaldoBreda den belgischen und niederländischen Bahnen die Schuld für das Desaster. Die SNCB und die niederländische Bahn NS weisen die Vorwürfe zurück. Sie bleiben dabei, dass die Fyra-Züge unzuverlässig und gefährlich sind.
Für die Niederlande geht es um mehrere Hundert Millionen Euro. Das Land hat insgesamt 19 Fyra-Züge bestellt und will die Verträge ganz genau prüfen. Vor allem die möglichen Folgekosten.
Der italienische Zugbauer AnsaldoBreda will sich das nicht gefallen lassen. Am Donnerstag holte Unternehmensleiter Maurizio Manfellotto in Neapel zum Gegenangriff aus. Die SNCB und die niederländische Bahn NS hätten gravierende Fehler beim Gebrauch gemacht. So seien die Fyra-Züge nicht täglich unterhalten worden. Zudem sei bei Schnee und Eis im Januar das Tempo nicht gedrosselt worden. Alles andere seien Startschwierigkeiten wie bei jedem anderen neuen Zug, so AnsaldoBreda.
Das wollen SNCB und NS nicht auf sich sitzen lassen. Aus mehreren Expertenberichten gehe klar hervor, dass die Fyra-Züge gravierende Sicherheitsmängel aufwiesen, heißt es.
Damit der schwarze Peter jetzt nicht ewig hin und her geschoben wird, sollte am Freitag der Rechnungshof klären, wer laut Verträgen wofür verantwortlich ist. Auch die Staatsanwaltschaft in Brüssel ermittelt.
Auch Niederlande steigen aus Fyra-Projekt aus
Am Freitag hat auch die niederländische Regierung einen Schlussstrich unter das Fyra-Kapitel gezogen. Auf Vorschlag der Staatssekretärin für Infrastruktur, Wilma Mansveld, entschied das Kabinett in Den Haag, jegliche Zusammenarbeit mit der italienischen Produktionsfirma AnsaldoBreda zu beenden. Diese Position hatten zuvor bereits die Nationale Bahngesellschaft Belgiens SNCB und die Niederländische Eisenbahn NS eingenommen. In den Niederlanden hat die Entscheidung allerdings weitreichendere Folgen als in Belgien, weil der Staat dort einziger Anteilseigner der Bahn ist und erste Fyra-Hochgeschwindigkeitszüge bereits geliefert wurden.
Die Fyra-Hochgeschwindigkeitszüge sollten Brüssel und Amsterdam in Rekordzeit verbinden, waren aber ständig in Panne, was zu Verspätungen und Zugausfällen führte. Nur wenige Wochen nach dem Start wurde der TGV von der Schiene genommen.
vrt/akn/mh - Bild: Carlo Hermann (afp)