In der Türkei reißen die Proteste gegen die islamisch-konservative Regierung nicht ab. In Istanbul ist es auch in der Nacht zum Mittwoch wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und der türkischen Polizei gekommen.
Als eine Gruppe von Demonstranten nach einer friedlichen Kundgebung auf dem zentralen Taksim-Platz in den Stadtteil Besiktas gezogen sei, stoppte sie die Polizei mit Hilfe von Wasserwerfern und Tränengas, melden Medien.
In Besiktas befindet sich auch das Istanbuler Büro von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Zusammenstöße wurden auch aus anderen Städten gemeldet.
Türkische Medien berichteten, in der östlichen Stadt Tunceli habe die Polizei sich schwere Straßenkämpfe mit Demonstranten geliefert. Dabei hätten die Sicherheitskräfte Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt.
Der Sender CNN Türk berichtete, in Izmir habe die Polizei 16 Menschen wegen im Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteter Nachrichten in ihren Wohnungen festgenommen. Die Onlineausgabe der Zeitung «Zaman Today» berichtete zudem, dass in Ankara ein Iraner festgenommen worden sei, der verdächtigt werde, zu Protesten aufgestachelt zu haben.
Am Dienstag, dem fünftem Tag der landesweiten Protestwelle, hatte sich die türkische Regierung erstmals um Deeskalation bemüht. Vizeregierungschef Bülent Arinc entschuldigte sich nach einem Treffen mit Staatspräsident Abdullah Gül für die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten im Istanbuler Gezi-Park. An diesem Einsatz hatten sich die Proteste entzündet, bei denen bisher mindestens zwei Menschen getötet mehr als 2.300 weitere verletzt wurden.
Inzwischen richten sich die Demonstranten vor allem gegen den als immer autoritärer empfundenen Kurs Erdogans, der Extremisten für die Demonstrationen verantwortlich gemacht hatte. Vize-Regierungschef Arinc warnte, die Protestierer sollten sich nicht mit illegalen Gruppen einlassen. Am Mittwoch will Arinc mit Vertretern der Demonstranten zusammenkommen, wie der Sender CNN Türk berichtet.
USA warnen vor Reisen in die Türkei
Die USA raten ihren Bürgern angesichts der Konfrontation zwischen Demonstranten und Polizei zur Vorsicht: «Wir fordern US-Bürger eindringlich auf, Demonstrationen und große Ansammlungen zu meiden», heißt es in einem vom US-Außenministerium verbreiteten Reisehinweis. Man solle sich über die örtliche Sicherheitslage informieren und hinsichtlich der eigenen Sicherheit wachsam sein, hieß es weiter.
dpa/sh - Bild: Bulent Kilic (afp)