
Das Hochwasser hält die Menschen im Osten und Süden Deutschlands weiter in Atem. Für weite Landstriche gilt weiterhin Land unter. Überlaufende Flüsse haben ganze Regionen beflutet.
Besonders stark betroffen ist Passau in Bayern. In der Dreiflüssestadt erreichte die Donau den höchsten Wasserstand seit mehr als 500 Jahren. Die Stadt ist großflächig überflutet. Die Bewohner müssen ohne Trinkwasser, Strom und Festnetz-Telefon auskommen.
Nach Einschätzung des Krisenstabs ist in Passau das Schlimmste überstanden. Die Wasserstände von Inn und Donau seien im Laufe der Nacht deutlich gefallen, sagte ein Sprecher. So habe der Pegelstand der Donau um 04.00 Uhr mit 12,40 Meter mehr als einen halben Meter unter dem Höchststand gelegen. Bis zum Nachmittag sollte das Wasser auf etwas über 10 Meter zurückgehen.
Entspannung nicht überall in Sicht
In Regensburg verschärfte sich die Lage in der Nacht. Um 03.00 Uhr erreichte die Donau einen Pegelstand von 6,65 Meter. Es drohte die Überflutung mehrerer Straßen, die vorsorglich gesperrt wurden. In einer Schule im Stadtgebiet stand ein Notlager mit 365 Feldbetten zur Verfügung.
Sachsen-Anhalt steht die größte Hochwasser-Welle noch bevor. In der Nacht habe sich die Lage zunächst nicht deutlich verschärft, hieß es im Lagezentrum des Innenministeriums. Für den heutigen Dienstag würden aber Rekord-Pegelstände erwartet. Nach offiziellen Einschätzungen droht dem Bundesland ein noch schlimmeres Hochwasser als bei der Jahrhundertflut 2002.
In Sachsen blicken die Menschen ebenfalls besorgt auf die Elbe, die in der Nacht bedrohlich anschwoll. In Dresden wurde die erste Elbbrücke gesperrt. In Meißen stieg der Fluss mit 7,89 Metern über die Höhe der Hochwasserschutzwand. Es sei davon auszugehen, dass Teile der Altstadt überflutet seien, sagte ein Sprecher des Landkreises. Der Katastrophenstab der Stadt war in der Nacht zunächst wegen einer Überlastung der Telefonleitungen nicht mehr zu erreichen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte sich am Dienstag selbst ein Bild der Lage. Erste Station war Passau, wo sie von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) begleitet wurde. Merkel sagte den Geschädigten in allen betroffenen Regionen 100 Millionen Euro Soforthilfe zu. Das Geld sei für Bayern, Sachsen und Thüringen gedacht, die den gleichen Betrag beisteuerten. Die Kanzlerin stellte auch Sachsen-Anhalt finanzielle Unterstützung in Aussicht.
Hochwasser-Tote in Tschechien und Österreich

Auch im Ausland löste das Hochwasser katastrophale Zustände aus. In Tschechien rief die Regierung wegen der Überflutungen für fast alle Regionen des Landes den Notstand aus. In der Hauptstadt Prag errichtete die Feuerwehr mobile Hochwasserbarrieren, um die Altstadt zu schützen. Der U-Bahn-Verkehr im Zentrum der Millionenstadt wurde aus Sicherheitsgründen eingestellt. In reißenden Bächen und Flüssen starben bislang sieben Menschen.
Die slowakische Hauptstadt Bratislava bereitet sich auf die nahende Donau-Flutwelle vor. Der Wetterdienst rief die höchste Warnstufe aus. Der Schiffsverkehr auf der Donau wurde eingestellt.
In Niederösterreich wurden vielerorts Evakuierungen angeordnet. Am Dienstag wird die Donau ihren Scheitel erreichen - und das Wasser hat schon fast die Grenze der neu errichteten Schutzwände erreicht. Es ist teils nur noch ein halber Meter Spielraum nach oben - und der Wasserhöchststand ist noch nicht erreicht. Der Pegel steigt derzeit aber langsamer als erwartet.
dpa/orf/sh/jp - Bild: Andreas Gebert (afp)